Chinesische Ernährungslehre
Dem chinesischen Denken liegt die jahrtausendalte Yin/Yang-Lehre zugrunde, die zwar im dualistischen Prinzip der westlichen Gedankenwelt ihr Gegenstück hat, aber trotzdem erläutert werden muß, um den darin enthaltenen Sinn erfassen und akzeptieren zu können. Alles in der Welt besteht nach dieser Lehre aus Yang und Yin, zwei Elementen, die sich ergänzen. Ursprünglich gab es nur diese beiden: Yang, den Himmel und Yin, die Erde. Dazwischen steht, ihnen zugehörig, der Mensch, wiederum Yang und Yin, verkörpert durch Mann und Frau, abhängig voneinander, wie Nord und Süd, wie die Pole eines Magneten. Nichts existiert für sich allein, alles ist aufgeteilt zwischen Yang und Yin. Ohne oben gibt es kein unten, ohne rechts kein links, ohne Bewegung keine Ruhe, ohne Tatkraft keine Schwäche. Der Körper des Menschen, jedes einzelnen, sowohl Mann wie Frau, birgt Elemente von Yang und Yin. In der Vertikalen betrachtet, ist die Rückseite Yang, die Bauchseite Yin. Horizontal gesehen, entspricht die obere Körperhälfte Yang, die untere Yin. Haut und äußeres Erscheinungsbild sind Yang, das Innenleben als Ganzes hingegen ist Yin. Dennoch bleibt das Körperinnere mit dem Zusammenspiel seiner Organe dem Yin/Yang-Prinzip unterworfen. Herz, Lunge, Leber, Milz und Nieren sind Yin, aber Herz und Lunge tendieren zu Yang, weil sie aktiv versorgende Funktionen haben. Auch die Atemwege, Mund und Nase, sind deswegen Yang, die ableitenden Körperöffnungen hingegen, haben eindeutig Yin-Charakter. Jeder Mensch verkörpert demnach das Kräftespiel zwischen diesen beiden Prinzipien. Wenn Yang und Yin sich harmonisch zueinander verhalten, bestehen Gesundheit und Wohlbefinden. Wird aber ihre Harmonie aufgehoben oder gestört, indem zum Beispiel eines auf Kosten des anderen dominiert, was durch falsche Ernährungsgewohnheiten verursacht werden kann, folgen daraus Unpäßlichkeit und vielfach auch Krankheit.
Ähnlich dem Rat des Hippokrates, Nahrung als Medizin anzusehen, folgt die chinesische Ernährungslehre dem Gedanken, eine Kost, die Yin und Yang im Gleichgewicht hält, sei die wirksamste Gesundheitsvorsorge. Den Grundformen des menschlichen Köperbaues entsprechend, sind magere, korpulente und dazwischen angesiedelte Typen zu unterscheiden, die je nach Temperament, Yang oder Yin sein können. Wo sie damit aus dem Gleichgewicht gerieten, werden Nahrungsmittel empfohlen, die nach alter Erfahrung das jeweils zu fördernde Prinzip stärken. Im allgemeinen ist die Nahrung Yin, ausgenommen Fleisch, Fisch und Geflügel. Aber fast alle Speisen können durch die Art ihrer Zubereitung in Yang oder Yin umgewandelt werden. Dabei folgt die Kochkunst bestimmten Regeln, die sie aus der uralten „Lehre von den fünf Elementen“ herleitet, die das chinesische Altertum als Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser definierte. Da Holz und Feuer Yang sind, wird alles, was über offener Flamme grillt oder brät, zu Yang, wogegen alle Speisen, die in Metallgefäßen oder in Wasser (Dampf) gegart werden, den Yin-Charakter annehmen, da Metall und Wasser als Yin gelten. Das Element Erde wird in diesem Zusammenhang als neutral gewertet.
Wer chinesische Gedankengänge nachvollzieht, wird ein kompliziertes Regelwerk entdecken, dem vielfach westliche Gegenstücke entsprechen. Alles in allem entbehrt diese exotische Ernährungslehre aber nicht gewisser Anreize, weil sie auf dem Boden urtümlicher Ansichten überraschend moderne Ergebnisse darbietet.
Empfehlenswerte Literatur: Marianne LECONTE, Die Yin-Yang Diät, Verlag Cornelia Ahlering, Hamburg, ISBN 3-926600-01-2
Barbara Temelie Ernährung nach den fünf Elementen
Auszug aus dem Buch „Der Darm – Basis der Gesundheit“ von J.B.V.
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Erstellt am: 23.01.2009 11:47 Uhr