Brottrunk
Ein milchsäurehaltiges Lebensmittel
Das Verfahren, pflanzliche Lebensmittel, zum Beispiel Weißkohl oder Schnittbohnen, die nur saisonabhängig auf den Markt kommen, durch Einlegen in Holzfässer oder Tontöpfe so haltbar zu machen, daß ein Vorrat angelegt werden kann, der bis zur nächsten Ernte reicht, war schon im Altertum bekannt. Über die Aktivität von Bakterien bei diesem Verfahren wissen wir seit Louis Pasteur (1822 – 1895) manches Nähere, und heute ist klar, daß wir dabei von dem dualistischen Prinzip profitieren, das allenthalben in der Natur anzutreffen ist. Zwei gegensätzlich wirkende Kräfte halten einander in Schach. Dem vorschnellen Zersetzen des Ernteguts durch Fäulnisbakterien wirkt die milchsaure Gärung mit Hilfe anderer Bakterienarten entgegen. Ähnliche Vorgänge spielen sich im menschlichen Verdauungssystem ab, wo das milchsaure Milieu der oberen Dünndarmschlingen verhindert, daß die in den unteren Partien des Darmtrakts angesiedelten Zersetzungserreger sich magenwärts ausbreiten. Milchsaure Speisen sind nicht immer auch Milchprodukte, wie der Name vermuten läßt. Er rührt vermutlich daher, daß diese lebenswichtige Säure – übrigens schon 1780 – erstmals in sauer Milch entdeckt wurde. In den eingangs erwähnten Nahrungsmitteln befindet sie sich auch, und als körpereigene Substanz entfaltet sie ihre Schutzwirkung gegen Krankheitskeime ebenso im Mund, wie im weiblichen Genitale.
Wo milchsauer vergorene Lebensmittel täglich verzehrt werden, dienen sie nicht allein der Ernährung, sie fördern zudem Gesundheit und Wohlbefinden. Zum Beweis dafür wird gewiß mit Recht auf die langlebige, bäuerliche Bevölkerung der Balkanländer und agrarisch geprägter Regionen Mittelasiens hingewiesen, wo Zivilisationskrankkeiten, die bei uns zu den alltäglichen Übeln zählen, unbekannt sind. Beim Brottrunk handelt es sich um ein milchsaures Getränk auf der Basis von biologisch angebautem Getreiden. Aus Roggen, Weizen, Hafer und Haselnüssen wird ein Teig bereitet, der zu Vollkornbrot verbacken, anschließend zerkleinert und mit Wasser versetzt, einen Gärungsprozeß durchgemacht, aus dem am Ende der leicht säuerlich schmeckende Brottrunk hervorgeht. Er wird auf Dreiviertelliterflaschen gezogen, wogegen der im Gärbottich zurückbleibende Bodensatz, an der Luft getrocknet, zu hochwertigem Fermentgetreide vermahlen wird. Beides ist in Reformhäusern zu haben. Der therapeutische Wert des Brottrunks beruht auf seinem Gehalt an physiologisch aktiven Bakterien. Sie wandeln die Kohlehydrate des Brotes in Milchsäure um. Dabei werden Mineralien freigesetzt und eine Reihe lebenswichtiger Vitamine erzeugt, die den Stoffwechsel und nahezu alle davon abhängenden Körperfunktionen nachweisbar günstig beeinflussen. Milchsäure ergänzt und verjüngt die im Darm ohnehin vorhandene Flora verwandter Bakterien. Zugleich hemmt sie das Wachstum von Fäulniserregern, die bei zu eiweißreicher Nahrung leicht überhandnehmen. Den heutigen Formen gestörter Verdauung, Stuhlverstopfung (Obstipation), übermäßigem Aufblähen der Gedärme mit Zwerchfellhochstand (Roemheld), und dadurch hervorgerufenen Herzbeschwerden, kann eine Kur mit Brottrunk und Fermentgetreide zuverlässig entgegenwirken.
Wo bereits andere Leiden sich eingestellt haben, mit denen der Körper auf ungenügende Entgiftung reagiert, zum Beispiel allergisch-entzündliche Hautreaktionen (Neurodermitis), ist das Umstimmen des Organismus im Sinn dieser Kur eine gute Grundlage zur Therapie, sofern keine Unverträglichkeiten gegen die Inhaltsstoffe vorliegen.
Auszug aus dem Buch „Der Darm – Basis der Gesundheit“ von J.B.V.
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Erstellt am: 23.01.2009 11:37 Uhr