Autogenes Training
Eine aus der Seelenheilkunde (Psychotherapeutik) entwickelte Methode, durch gezielte Entspannungsübungen zu körperlichem und geistigem Wohlbefinden zu gelangen. Wer sie beherrscht, kann jederzeit und überall mal minutenweise abschalten, um sich anschließend wieder mit um so mehr Gelassenheit seinen Alltagsproblemen zuzuwenden.
In einem Grundkurs von wenigen Stunden Dauer, die über Tage oder Wochen beliebig verteilt werden können, wird das Verfahren anschaulich vermittelt. Danach kann der Übende, auf sich allein gestellt und von fremder Hilfe unabhängig, über Zeitpunkt und Dauer seines Trainings selber entscheiden. Die Methode geht davon aus, daß Körper, Geist und Seele eine Einheit darstellen, die bei allem, was wir tun oder erleben, als Ganzes betroffen ist. Das Herz schlägt höher, wenn wir uns an einem festlichen Anblick erfreuen, es scheint stillzuhalten, wenn jemand vor unseren Augen sein Leben riskiert, zum Beispiel im Zirkus. Dabei stockt sogar der Atem. Was die Sinne erfassen, bewegt Geist wie Gemüt und beeinflußt zugleich das Körpergeschehen. Alltäglich Erlebnisse beweisen das Zusammenspiel. Wer sich einbildet, in eine Zitrone zu beißen, erlebt augenblicklich die Reaktion seiner Speicheldrüsen. Auch das Sprichwort „Gähnen steckt an!“ fußt auf ähnlichen Beobachtungen. Das brachte der Berliner Nervenarzt Joh. H. SCHULTZ (1884 – 1970) auf den Gedanken, mit kurzgefaßten Sätzen, wie sie in der Hypnosepraxis üblich sind, körperliche Entspannung auszulösen. Wer sich zum Beispiel lebhaft vorstellt: „mein rechter Arm ist schwer, er fühlt sich immer schwerer an“, wird schließlich diese Schwere spüren und als angenehm empfinden. Durch Übung über mehrere Wochen hinweg, gewinnt man die Fähigkeit, solche Ausruhphasen, sei es für einzelne Gliedmaßen, sei es für den ganzen Körper, beliebig oft einzuschalten. Und da es mit der Zeit genügt, die erwünschte Wirkung wortlos „herbeizudenken“, bleibt der Vorgang, aus dem man am Ende frische Energie bezieht, der Umgebung verborgen.
In ähnlicher Weise können auch Wärme- und Kältegefühl, je nach Bedarf durch Autogenes Training hervorgerufen werden. In manchen Fällen ist es ratsam, Autogenes Training als Heilverfahren anzuwenden. Dabei werden zum Unterschied gegenüber den vorhin erwähnten Übungen, keine erstrebenswerten Zustände herbeigeführt, wie etwa Entspannung, sondern (gestörte) Körperfunktionen, Atem oder Herzfrequenz, werden beobachtet, um festzustellen, wie sie auf die formelhaft gefaßten Vorsätze des Übenden reagieren. Hier wird die Aufmerksamkeit auf unwillkürlich gesteuerte Lebensvorgänge gelenkt, die in gewissen Fällen (Streß) abnormal eingeschränkt sein können oder im Übermaß reagieren. Um den IST-Zustand solcher Fälle in das angestrebte Soll umzuwandeln, sollte – zumindest anfangs – auf sachkundige Anleitung zu den Übungen nicht verzichtet werden. Die Kosten dafür werden von allen Krankenkassen erstattet. Jenseits der Grundstufe gibt es Kurse für Fortgeschrittene. Hier werden individuelle Bedürfnisse, zum Beispiel Schlafstörungen, erörtert und in die zunächst unerläßlichen, formelhaft gefaßten Vorsätze umgemünzt. So bekommt der Übende seine noch offenen Probleme in den Griff. Dabei kann ein anzugehendes Thema verschlüsselt in die Vorsatzformel aufgenommen werden, so daß es, wenn etwa später gruppenweise geübt wird, für Dritte nicht erkennbar ist.
In der Oberstufe des Autogenen Trainings wird die subtile Welt der Träume berührt, wobei analysiert werden kann, wie spontane Einfälle zustandekommen und als Teile des Unterbewußten nutzbar zu machen sind. Innere Konflikte werden aufgezeigt und der Übende gelangt zu Selbsterfahrungen, die ihm bisher unerklärliche Umweltreaktionen als Echos auf sein Selbst begreiflich machen. Es liegt auf der Hand, daß diese Form der Innenschau zur Persönlichkeitsbildung beiträgt. Man kann dadurch die Erfolgschancen im Leben wesentlich verbessern, zumal auf dieser Stufe autogener Imagination zielbewußt, aus eigenem Antrieb geübt wird.
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Erstellt am: 23.01.2009 14:04 Uhr