Jeder hat seine Weise, was ihn auf innerem Wege stärkt und weiterbringt. Für mich ist es zur Zeit ein Buch von Johannes vom Kreuz, von einem spanischen Mystiker aus dem Mittelalter. Es trägt den Titel „Aufstieg auf den Berg Karmel“.
In diesem Buch geht es um Erfahrungen mit Gott, die der Mensch zwar nicht machen kann, für die er sich aber entsprechend vorbereiten kann. Für die Vorbereitung spielt die purgatio, die Reinigung, eine wichtige Rolle.
Johannes vom Kreuz spricht wiederholt vom Zurücknehmen, von einer Haltung, die wir lebenslang einzuüben haben. Was Juan de la Cruz – wie er in Spanien genannt wird – unter der Haltung des Zurücknehmens versteht, möchte ich kurz erklären. Wir Menschen sind ja leicht aus der Fassung zu bringen im positiven wie im negativen Sinn. Wir reagieren auf Menschen und Ereignisse – auf alles, was so im Laufe eines Tages auf uns einströmt. Und da kann es mitunter vorkommen, dass uns scheinbar nebensächliche Dinge drausbringen. „Ein Wörtlein kann sie fällen“ heißt es in einem Gesangbuchlied.
Gerade hier, in solch alltäglichen Situationen gilt es, die Haltung des Zurücknehmens einzuüben. Gemeint ist damit nicht, dass wir unsere Gefühle nicht zulassen dürfen. Gefühle hat man. Es ist nur die Frage, wie wir damit umgehen – konstruktiv oder destruktiv.
Johannes vom Kreuz verweist in diesem Zusammenhang auf ein Wort aus Matthäus 16, 24, das er so wiedergibt: „Wer hinter mir hergehen möchte, nehme sich zurück, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“
Im Hören auf Jesus und sein Wort bekommt unser Leben eine neue Ausrichtung – eine Zentrierung auf Gott, die uns eine heilsame Distanz gibt.
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Erstellt am: 16.08.2013 13:08 Uhr