Andrea Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Pfingsten ist nicht so einfach greifbar, man hat nichts Habhaftes in der Hand, es gibt kaum Brauchtum um diesen Tag herum. Nicht greifbar, nichts Habhaftes – das trifft auch auf das zu, um was es inhaltlich an Pfingsten geht: um den Heiligen Geist. Denn der weht – wie es heißt – wo er will.
In Sizilien soll es einen Pfarrer gegeben haben, dem das keine Ruhe gelassen hat. Er wollte auch dieses Geheimnis Gottes sichtbar machen. Er beauftragte den Kirchendiener damit, beim Gottesdienst eine weiße Taube in die Luft zu werfen. Diese irdische Symbolgestalt, die uns bildlich als der Heilige Geist dient. Und allen war klar: Wem sich die Taube nach ein paar Flugrunden durch das Kirchenschiff auf die Schulter oder den Kopf setzt, der wird durch den Heiligen Geist erleuchtet. Man brachte auch Beweise vor: In einem Jahr war die Taube dem Lehrer auf die Schulter geflogen, und er hatte danach ein geistreiches Buch verfasst. Einmal hatte die Taube sich dem jungen, eingebildeten Grafen auf den Kopf gesetzt, und der ließ eine neue Wasserleitung bauen, „die Wasserleitung des Heiligen Geistes“, wie sie die Dorfbewohner nannten. Ein anderes Mal landete sie auf einem städtischen Beamten – der Mann war bekannt für seine undurchsichtigen Finanzgeschäfte – und durch seine Erfahrung mit der Heiligen Geist Taube, ließ er mit den unterschlagenen Geldern eine Kapelle errichten, die Santo-Spiritu.
Eine wunderschöne Geschichte – aber halt nur eine Geschichte, wobei ich mir durchaus vorstellen könnte, dass sie sich so oder zumindest so ähnlich zugetragen hat.
Der Heilige Geist ist nun mal eine Kraft, die weht, wo sie will, und sich nicht einengen lässt von denen, die sie benutzen wollen. Manchmal hätte ich aber auch schon gern ein sichtbares Zeichen, um an die Kraft des Heiligen Geistes zu glauben, vor allem in solchen Situationen, in denen ich mich von Gott und der Welt verlassen fühle. Nur ein kleiner Fingerzeig dieser göttlichen Macht würde mir schon genügen. Ein Anstoß von außen, der mich inspiriert, etwas zu verändern. Ein Geistesblitz, der mir den Blick auf meine Fähigkeiten wieder freigibt, damit ich nicht immer auf das sehe, was ich nicht kann, sondern Augen habe für das, was sich in mir noch alles entwickeln möchte.
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Erstellt am: 22.05.2013 09:17 Uhr