Zündfunke, Donnerstag 23.05.13

Andrea Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
„Tiere und Pflanzen haben uns Menschen voraus, dass sie des Heiligen Geistes nicht bedürfen.“, schreibt ganz kühn der bekannte Schweizer Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti. Und fährt dann fort: „Insofern ist der Mensch defizienter als seine Mitgeschöpfe, ist eine gefährliche, wenn nicht sogar die alles gefährdende Schwachstelle der irdischen Schöpfung.“

Tiere und Pflanzen scheinen – nicht nur für Kurt Marti – die stabileren Lebewesen  zu sein; entwickeln sie sich doch nach einem inneren Bauplan und einer innewohnenden Triebstruktur, ohne je das gesamt geschöpfliche Miteinander zu gefährden.
Und der Mensch? „Gottes kühnster Entwurf“ fährt Marti fort, aber deshalb wohl ein „Risikogeschöpf“. Unberechenbar, Unkontrollierbar? Mit Lebensleidenschaft und Weltlust ausgestattet – einer Weltlust,  die aber kippen kann, die destruktiv werden kann und dann alles, wirklich alles vernichtet: den eigenen  Lebensraum ebenso wie den der nachfolgenden Generationen, und die existentielle Beziehung zum geliebten Mitmenschen.
Lebensleidenschaft und Weltlust, neben Destruktion und Verzweiflung. Ist das der Mensch?
Braucht er deshalb den Heiligen Geist, als Gottes Lebensleidenschaft und Weltlust, die eben nicht destruktiv, sondern konstruktiv wirkt?
Wie aber kann das aussehen, Gottes Lebensleidenschaft mit der menschlichen verbunden?
Ganz wunderbar ist dieses bei Meister Eckart beschrieben denn auch ihm geht es um das lebendige, das wahre Leben, um die Liebe zu allem Geschaffenen, ja um die Leidenschaft zur Welt! Er scheint um ein Geheimnis zu wissen, wie unsere Lebensleidenschaft ihr tödliches, ihr destruktives Potential verlieren kann: Im Lassen und in der Gelassenheit. Dieses „Lassen“ nennt Eckart oft auch „arm werden“: „Wer arm an allen Dingen geworden ist, der empfängt alle Dinge.“ Das klingt paradox, aber nur auf den ersten Blick; wenn wir nämlich ehrlich zu uns selber wären, könnten wir eine solche Aussage durchaus bejahen. Das „Lassen“ betrifft nicht irgendetwas, sondern in erster Linie uns selbst. Es geht um eine neue Einstellung, um eine neue Grundhaltung! Und genau diese Grundhaltung kann uns Pfingsten  geben. Der Geist, der bei uns einkehrte, und uns mit seiner Gnade erfüllt hat.

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Erstellt am: 23.05.2013 10:09 Uhr

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