Zündfunke, Montag 17.06.13

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Einen wunderschönen guten Morgen und einen guten Start in diese neue Woche, das wünsche ich Ihnen, verehrte Schwestern und Brüder! Kennen Sie Bulimie? Das ist eine bekannte Essstörung, bei der Unmengen gegessen und gleich darauf wieder erbrochen werden. Wie so ein Fressanfall aussehen kann?
Nun: Es geht z.B. los mit einem Pfund Leberkäse, danach Pommes mit Ketchup, dann ein komplettes Paket Toastbrot mit einem halben Pfund Butter und einem Glas Nutella. Darauf noch ein bisschen Sahne und als Nachtisch einen Familienbecher Eis, verschiedene Schokoriegel und alle möglichen Reste, die so im Kühlschrank herumstehen. Da-zu literweise Saft oder Wasser, bis wirklich nichts mehr reingeht und man sich sofort übergeben muss.
Das ist keine Übertreibung, was ich ihnen da erzähle, sondern das Beispiel aus einem entsprechenden Fachbuch. Ein Mädchen erzählt hier ihre Geschichte und für sie war Bulimie die Lösung ihrer Probleme. „Fressen und trotzdem Abnehmen, das bringt keiner fertig!, berichtet sie. „Und in der Schule waren plötzlich alle stockneidisch auf meine gute Figur.“
Genau darin aber liegt der Teufelskreis begründet: 4% aller jungen Frauen zwischen 14 und 25 Jahren haben diese Krankheit und sie haben Erfolg damit. Aber hinter diesem Kampf um eine Bikinifigur steckt mehr – oft das ganze Leben einer jungen Frau. Ihre Ängste, ihre Sehnsucht nach Geborgenheit und ihr Hass. Bis heute gibt es so etwas wie „weibliche Tugenden“ – oder soll ich eher sagen „Untugenden“? Danach gehört es sich z.B. als Mädchen nicht, sich so aggressiv wie ein Junge zu verhalten. Mädchen – so sagt man da leichtfertig – toben sich nicht aus. Aber wohin dann mit der Wut? Oft richtet sie sich eben dann gegen den eigenen Körper. Gefördert noch durch unser sogenanntes modernes Menschenbild, das Erfolg, Dynamik und Selbstbewusstsein mit einem jun-gen, schlanken, perfekten Körper verbindet. Man muss eben schön sein, um geliebt zu werden. Das ist die Botschaft der Gegenwart.
Unmengen in sich hineinstopfen und wieder erbrechen ist krank. Aber im Grunde ist es doch nur logisch, wenn der Körper allein das Instrument für ein gelingendes Leben sein soll.

Infos unter:

Erstellt am: 17.06.2013 09:38 Uhr

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