Zündfunke, Montag 01.07.13

Andrea Bolz,  Gemeindereferentin
deutschsprachige katholische Gemeinde Puerto de la Cruz

Es gibt Tage, da fällt es mir schwer, dankbar zu sein, noch schwerer sogar, Gott zu loben.  An solchen Tagen sehe ich nicht, dass Gott es mit mir gut meint. Ich sehe Gott gar nicht. Weder in meinem eigenen Leben noch sonst in der Welt.
Wo ist Gott? Wo ist er, wenn Kinder leiden, wenn so vieles schief geht im Leben?“

Wenn diese Gedanken aufkommen oder wieder eine der schrecklichen Geschichten von misshandelten oder von ihren Eltern getöteten Kindern in der Zeitung steht, dann ist mir nicht nach Dankbarkeit zumute. Dann klage ich –  und manchmal klage ich auch Gott an. Dann bin ich wie gelähmt, mutlos und kraftlos. So viel Unglück und Leid: es hat ja alles keinen Sinn, die Welt ist schlecht und Gott kümmert sich nicht um uns Menschen.
Aber gerade an solchen Tagen ist es wichtig, das andere zu sehen, das, was auch wahr ist. Ich will nicht übersehen und vergessen, was ich im Leben Schönes erfahre. Und wenn ich das selber an solchen für mich aussichts-losen Tagen nicht sehen kann, dann ist es gut, wenn andere mich daran erinnern. Zum Beispiel die Bibel: „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ Mit dieser starken Aufforderung beginnt der 98. Psalm. Oder Paul Gerhard, der das in einem Lied so ausgedrückt hat:

„Sollt ich meinem Gott nicht singen,
sollt ich ihm nicht dankbar sein,
denn ich seh in allen Dingen,
wie so gut er’s mit mir meint.“

So ein Lied erinnert mich an Gott und hilft mir gegen die Vergesslichkeit. In unserer schnelllebigen Zeit müssen wir selbst etwas gegen die Vergesslichkeit setzen. Wenn ich Gott lobe und ihm singe, verliere ich mich nicht selbst an die vielen schlimmen Nachrichten. Ich lasse mich von ihnen nicht lähmen. Deshalb tut es gut, regelmäßig auf Verdacht hin Gott zu loben und ihm zu danken. Nachts vor dem Einschlafen lasse ich den Tag an mir vorbeiziehen. Ich frage mich bewusst: Was ist mir heute Schönes begegnet? Was hat mir Freude gemacht, was ist mir gelungen? Wer hat mich angelächelt, mir etwas Liebes gesagt? Wenn ich das tue, dann merke ich: Ich habe allen Grund, Gott dankbar zu sein. Und es lohnt sich, gegen die schlimmen Vorgänge in der Welt das zu tun, was ich tun kann.

Infos unter:

Erstellt am: 01.07.2013 17:23 Uhr

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