Diakon Bertram Bolz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder.
„Nicht ich bin das Amt, sondern das Amt ist mir gegeben worden.“ Ob Benedikt XVI. bei seinen Rücktrittsüberlegungen solche Gedanken gehabt hat, ich weiß es nicht. Aber eine solche Sichtweise geht zumindest schon auf den Kirchenlehrer Augustinus zurück und da Benedikt ein großer Verehrer von ihm ist, kann ich mir zumindest vorstellen, dass diese Sichtweise des Augustinus ein Impuls für ihn war. Ob er sich allerdings der ganzen historischen Tragweite dieses Schrittes bewusst war, das lässt sich nur schwerlich einschätzen. Doch dieser Rücktritt ist wirklich von so grundlegender Bedeutung, dass der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki darüber sagt, dass dieser Schritt die Kirche verändert. Und warum? Weil das Papstamt dadurch auf eine gute Weise „entzaubert“ worden ist. Woelki geht sogar noch weiter und spricht davon, dass der Papst damit ein Vorbild für andere Verantwortungsträger in Kirche und Gesellschaft sei, „nicht an der Macht zu kleben“. Und: Benedikt XVI. setze durch seinen Amtsverzicht „einen Maßstab, der auch für folgende Päpste richtungsweisend ist“, betonte Woelki. Er mache deutlich, „dass der eigentliche Herr der Kirche Jesus Christus ist“. Der Kardinal betonte zugleich, dass in dem Rücktritt eine Gefahr bestehen könne. Auch künftige Päpste müssten sich der geistlichen Dimension des Amtes bewusst sein. Sie seien „nicht nur Aufsichtsratsvorsitzende“. Woelki räumte ein, dass ein Rücktritt des Papstes für ihn bislang „nur sehr schwer vorstellbar“ gewesen sei. So sei er immer dafür eingetreten, dass Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. „sein Amt immer so ausübt, wie er konnte“.
Allerdings glaube ich nun eben auch, dass gerade dieses lange Leiden und Sterben seines Vorgängers für Benedikt mit ein Entscheidungsgrund war, sich in einer Zeit von seinem Amt abzuwenden, wo er dies im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte auch erläutern und verständlich machen kann. Er selbst hat in seinem Vorgänger erlebt und erfahren, wie vieles in der Kirche über einen langen Zeitraum der Stagnation ausgesetzt war, weil der Papst aufgrund seiner gesundheitlichen Beeinträchtigungen so manche problematischen Punkte in der Kirche nicht mehr angehen, geschweige sie denn tatsächlich fundiert entscheiden konnte. Das aber wollte er sich, und mehr noch der Kirche selbst, ersparen. Deshalb der Rücktritt und der Rückzug. Respekt und Hochachtung und für die vor ihm liegende Zeit alles Gute.
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Erstellt am: 05.03.2013 14:31 Uhr
