Zündfunke, Freitag 08.03.13

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Wenn man das Pontifikat Papst Benedikt XVI. betrachtet, verehrte Schwestern  und Brüder, dann kommt man nicht umhin, seine drei Lehrschreiben, sogenannte Enzykliken, ins Auge zu fassen. Sie sind – neben Predigten bei seinen Audienzen und Gottesdiensten, die Reden bei seinen Staatsbesuchen oder auch vor anderen Religionsgemeinschaften oder Konfessionen – das, was der Nachwelt erhalten bleibt.
Ein solches Lehrschreiben ist kein Dogma, wie viele immer wieder fälschlich gleichsetzen, sondern – wie der Name schon sagt – ein Lehrschreiben, welches Gedanken des Papstes an alle Christen guten Willens enthält.  
So wurde das am 7. Juli 2009 veröffentliche dritte Lehrschreiben als Fortschreibung der katholischen Soziallehre aufgefasst. „Caritas in veritate“ lautet der Titel zur „ganzheitlichen Entwicklung des Menschen in der Liebe und in der Wahrheit“. Darin schlägt der Papst angesichts der globalen Wirtschaftskrise die Gründung einer weltweiten Steuerungsinstanz vor. Eine solche politische Weltautorität sei notwendig, um die Weltwirtschaft zu lenken, die von der Krise betroffenen Volkswirtschaften zu sanieren und einer Verschlimmerung der Krise vorzubeugen.
Die Wirtschafts- und Finanzkrise lässt nach Einschätzung von Benedikt XVI. schwerwiegende Verzerrungen und Missstände erkennen. Eine weltweite Ausbreitung von Wohlstand dürfe nicht durch Projekte gebremst werden, die von Einzelinteressen geleitet sind. Ernüchternd fällt die Analyse des Papstes über die Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte aus. „Absolut gesehen nimmt der weltweite Reichtum zu, doch die Ungleichheiten vergrößern sich. In den reichen Ländern verarmen neue Gesellschaftsklassen, und es entstehen neue Formen der Armut.“ In ärmeren Regionen wachse der Kontrast zwischen konsumorientierter Überentwicklung einzelner Gruppen und dem Skandal ungeheuren Elends. Gleichzeitig werde das soziale Netz immer schwächer. Auch internationale Hilfen würden nicht selten verantwortungslos zweckentfremdet.
Zu Entwicklung gehört für Benedikt XVI. auch der Schutz von Umwelt und Klima. Der Mensch müsse die Schöpfung verantwortungsvoll steuern, schützen, nutzen und kultivieren, um der Bevölkerung Nahrung und angemessenes Wohnen zu ermöglichen. Die heutige Gesellschaft müsse ernsthaft ihren Lebensstil überdenken. Mit Nachdruck warnt Benedikt XVI. davor, die herrschende „Kultur des Todes“ zu bagatellisieren. Viele Menschen entrüsteten sich heute über Nebensächlichkeiten, seien aber bereit, „unerhörte Ungerechtigkeiten zu tolerieren“. Das Lehrschreiben fand über alle Konfessionen und Parteien hinweg Anerkennung und Lob. Auch die Gewerkschaften, umweltpolitisch orientierte Bewegungen und selbst Bankvorstände würdigten das Grundsatzdokument als wegweisend. In der deutschen Presse allerdings gab es auch harsche Kritik.

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Erstellt am: 08.03.2013 09:27 Uhr

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