Zündfunke, Montag 25.03.13

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Einen guten Start in diese Semana Santa, die heilige Woche oder auch wie wir sagen: Karwoche, wünsche ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder!

Vielleicht geht es Ihnen ja auch so, dass Sie viele Namen in der Leidensgeschichte Jesu schon mal gehört haben, aber sie nicht mehr richtig zuordnen können. Deshalb möchte ich Ihnen an jedem Tag dieser Woche eine solche Person nahebringen und Ihnen so die Passion Jesu auf eine ganz eigene Art und Weise vielleicht neu erschließen. Beginnen möchte ich mit Judas, dem Freund, der zum Feind wird. Einem, der alles wagt und doch nichts gewinnt. Immerhin hat er zu den engsten Freunden gezählt, war mittendrin statt nur dabei. Einmal war er begeistert und fasziniert, dann wieder beleidigt und frustriert. Vom Messias, dem Erlöser und Retter, da hat er eine ganz genaue Vorstellung. Nämlich: Auf den Putz hauen, die römische Besatzung aus dem Land werfen und die Freiheit erkämpfen. Recht und Gerechtigkeit will er auf Erden und nicht erst im Himmel. Er tut sich schwer mit dieser „schlag mich doch Litanei“; dieser betörend harmlosen Linie Jesu. Jesus macht ihm mit seinem herrlich verrückten Schmusekurs und seiner unerträglichen Nachsichts-Ansicht, rechte Backe, linke Backe, immer wieder zu schaffen.
Für einen politischen Eiferer wie Judas ist das nichts. Der will lieber was tun, selbst wenn es das Falsche ist. Der setzt lieber alles auf eine Karte: einen Kuss und 30 Silberlinge, nur um es damit auf die Spitze zu treiben. Er will diese „Softversion“ von einem Messias endlich zum Durchgreifen bewegen, koste es, was es wolle; am Ende vielleicht sogar Kopf und Kragen. Ja, so phantastisch und so fanatisch ist er.
Judas sucht Erfüllung und Befreiung; er kann es nicht mehr ertragen dieses Elend auf der Welt. Dass Passion so passiert, dass das Schwache immer verliert und dass Gewalt gewaltig walten kann, während das Recht und die Gerechtigkeit aufs Kreuz gelegt werden. Einen wie Judas juckt das und so wirft er am Ende alles weg: das Kopfgeld und das Leben. Er geht in die Passionsgeschichte Jesu ein als der große Verräter; einen der Apostel, nach dem man keine Kirche benennt und den man unter den Heiligen nicht kennt. Dabei hat er geliebt und gehofft wie kaum ein anderer; er stand eben für das „ganz oder gar nicht!“ und gegen jeglichen faulen Kompromiss. Jesus am Kreuz – das wollte er nicht und das war für ihn völlig undenkbar. Der Umweg vom Tod ins Leben durch die Täler der Erniedrigung zur Höhe des Heils, das konnte er sich nicht vorstellen.
Sollte ich einmal am Ende meines Lebens in den Himmel kommen, was ich mir doch erhoffe, dann will ich ihn unbedingt kennen lernen. Ich erwarte jedenfalls, dass ich ihn dort treffe. Er wird mir sicher einer der interessanteren Gesprächspartner sein und womöglich hat ihm Gott inzwischen hinlänglich und umständlich erklärt, warum alles so kommen musste, weil ehrlich gesagt – ich wüsste das auch nur allzu gern.

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Erstellt am: 25.03.2013 15:01 Uhr

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