Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Wir feiern den Gründonnerstag in dieser Karwoche, der Passionswoche Jesu. Die letzten Tage haben uns schon Menschen beschäftigt, die in der Passion Jesu eine Rolle spielen. Und so war gestern schon von einem die Rede, den ich Ihnen heute noch etwas näherbringen möchte: Pilatus.
Pontius Pilatus, so sein vollständiger Name, ist römischer Stadthalter in Jerusalem, recht unbequem, weil die Zeit damals im Nahen Osten auch sehr aufregend ist. Es gibt Unruhen, die Anspannung ist groß, das ganze Gebiet gleicht einem Pulverfass. Pilatus ist überall mittendrin als ohnmächtiger Machthaber, aber mit allen Wassern gewaschen. Er versucht, sich durch zu lavieren. Was soll er denn mit diesem Jesus machen, den die Juden offenbar los werden wollen? Er selbst will sich die Hände nicht schmutzig machen, schwankt deshalb hin und her. Schließlich greift er zur Waschschüssel und verkündet: Ich wasche meine Hände in Unschuld – heißt: Ich kann wirklich nichts dafür, was da passiert und – ich kann nichts dagegen tun!
Einer wie Pilatus sitzt immer zwischen allen Stühlen. Er vertritt das große römische Reich, die ungeliebte Besatzungsmacht und muss auf die Balance achten. Das Volk zu vergraulen, einen Aufstand zu riskieren, das könnte das Ende sein – auch sein ganz persönliches. Barabbas als letzte Lösung haben sie abgelehnt. Und jetzt gibt es Sachzwänge und Handlungsbedarf. In diesem Geschäft muss man sich öfters die Hände waschen. Eine Hand wäscht da bekanntlich die andere. Er gibt dem Volk nach und taktiert auf Kosten von Jesus, der dafür bezahlt. Und Pilatus hat wieder mal nur seine Pflicht getan, wie so viele vor aber auch nach ihm. Gelitten unter Pontius Pilatus. Jedes Mal wenn wir in der Kirche unser Glaubensbekenntnis sprechen, erinnern wir tatsächlich an ihn.
Das ist die politische Dimension der Passion, die bis heute passiert. Der Wasserverbrauch ist seit Pilatus enorm gestiegen. Unschuldiges Blut fließt immer und überall, vor allem weil sich zu viele die Hände in vermeintlicher Unschuld waschen, nichts dafür und nichts dagegen tun, mitspielen, nachgeben, zusehen, ablenken. Das Kreuz Jesu steht für die Not der Vielen, die dafür bezahlen müssen.
Reinwaschen kann sich am Ende niemand. Das kann nur Einer, darum: Gnade uns Gott, damit niemand mehr einem Pilatus das Wasser reichen kann!
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Erstellt am: 28.03.2013 15:07 Uhr
