Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Manchmal habe ich von dem ewigen Toleranzgeschwalle reichlich genug, liebe Schwestern und Brüder. Wäre es nicht auch mal gut, „intolerant“ zu sein? Au weia! – Jetzt hab ich was gesagt. Wahrscheinlich klappen jetzt einige von Ihnen ganz schnell die Ohren zu. Da spricht so ein Erzreaktionärer von der Republikanerfront. Und schon gibt’s Beifall von der falschen Seite.
Ich will nicht missverstanden werden: Toleranz ist eine gute Sache. Und in einer Gesellschaft, in der es so viele Möglichkeiten gibt, sein Leben einzurichten, ist sie auch bitter nötig. Toleranz macht das Miteinander-Leben bedeutend stressfreier, als wenn man sich ständig um die Wahrheit streiten muss. Es gibt eben nun mal verschiedene Stile zu leben, etwas zu glauben oder nicht zu glauben – so wie es verschiedene Stile gibt, sich anzuziehen oder sich die Wohnung auszustatten. Besserwisserei ist da fehl am Platz. Toleranz ist durchaus angesagt. Wie heißt das alte Sprichwort: Leben und leben lassen. Ja! Aber wenn schon, dann bitte richtig.
Denn was aus unserer Toleranz geworden ist, das ist in meinen Augen pure Gleichgültigkeit – frei nach dem Motto: Jeder nach seiner Fasson. Was juckt es mich? Alles ist gleich gut und gleich gültig. Man hält sich vornehm zurück. Irgendwie hat doch jeder recht. Ist doch egal, ob Kopftuch oder Kruzifix um den Hals. Kleidung ist Geschmacksache und Religion ist Privatsache.
Ist es eben nicht! Beispiel: Burka in der Schule. Bei der Totalvermummung gab es plötzlich Widerstand. Da könne man eine Schülerin ja nicht mehr identifizieren und das sei im Unterricht aber notwendig. Stimmt! Respekt vor der Kleiderordnung bestimmter muslimischer Richtungen, aber mit den Spielregeln unserer Gesellschaft passt das eben nicht immer zusammen. Da prallen Auffassungen aufeinander. Da gibt es Grenzen.
Vielfalt hat Grenzen – und Beliebigkeit auch. Muss man deshalb intolerant sein? Nur dann, wenn „Toleranz“ so etwas wie Gleichgültigkeit bedeutet. Da ist entschiedenes streiten um die Sache, um die es geht, allemal besser: Farbe bekennen, Profil zeigen, sich gegenseitig zuhören und dann den Ausgleich suchen – das ist in meinen Augen wirkliche Toleranz und genau dafür will ich mich einsetzen.
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Erstellt am: 11.05.2013 11:06 Uhr