Zündfunke, Sonntag 20.01.13

Andrea Bolz
Deutschsprachige Katholische Gemeinde
Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen, liebe Schwestern und Brüder!
Für alle Dinge gibt es ein richtiges Maß, auch für den Mut. Wer sich viel zutraut, der wird leicht über-mütig. Und wer sich mehr zutraut, als er eigentlich kann, der wird hoch-mütig – keine besonders sympathische Eigenschaft. Auf der anderen Seite: Wer sich ganz wenig zutraut, der ist mut-los.
Ich glaube, das richtige Maß an Mut, die richtige Einstellung zu mir und meinen Fähigkeiten liegt irgendwo zwischen Mutlosigkeit und Hochmut, aber es ist gar nicht so einfach, sie zu treffen.
Damit das gelingt, empfiehlt die Bibel eine ganz andere Form von Mut: Die De-Mut. Demut? Das klingt zuerst mal  nach Unterwürfigkeit – nach einem Hund, der den Schwanz einzieht aus Angst, von seinem Herrn geschlagen zu werden. Soll das, das richtige Maß an Mut sein?
Aber wenn ich genauer hinschaue, dann merke ich, dass das, was die Bibel mit Demut meint, nichts mit dem zu tun hat, was mir dazu spontan durch den Kopf geht.  Ein Beispiel von dieser Art  von Demut finden wird im 4. Buch Mose, in dem auch Mose als demütig beschrieben wird: „Aber Mose war ein sehr demütiger Mensch, mehr als alle Menschen auf Erden“ (4. Mose 12,3), lese ich da. Mit Unterwürfigkeit aber hatte Mose nun gar nichts am Hut. Mutig stellte er sich vor den Pharao und forderte den mächtigen Herrscher Ägyptens auf, die Israeliten aus der Sklaverei zu entlassen. Und als der Pharao das Volk endlich frei gab, führte Mose die Menschen durch die Wüste in ein neues Land. Als Anführer musste er viele wichtige Entscheidungen treffen und auch manchmal hart durchgreifen.
Demut, das ist für die Bibel der Mut, der mit Gott rechnet. Es gibt nicht nur mich und das, was ich tun und leisten kann. Es gibt da noch jemanden, der mehr tun kann als ich und der Möglichkeiten hat, wenn ich mit meinen Möglichkeiten am Ende bin. Als Mose von Gott den schwierigen Auftrag bekam, die Israeliten aus Ägypten zu führen, da wehrte er ab: „Nimm einen andern, ich bin kein großer Redner“. Aber dann versprach Gott, dass er ihm schon die richtigen Worte geben würde, und Mose willigte ein.
Demut bedeutet auch, dass ich meine Grenzen akzeptieren kann. Ich brauche nicht hochmütig zu denken, ich kann und muss alles allein hinkriegen. Ich brauche aber auch nicht mutlos zu verzweifeln, weil ich mir zu wenig zutraue. Und wenn es so ist, dass mir etwas misslingt,  kann Gott auch aus dem noch Gutes wirken.

Infos unter:

Erstellt am: 20.01.2013 19:18 Uhr

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