Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Manchmal, liebe Schwestern und Brüder, kommt alles ganz anders. Ganz anders, als man es erhofft und es sich vorgestellt hatte. Mit so einer Erfahrung umzugehen, ist schwer, manchmal sogar verdammt schwer. Ich habe die Geschichte einer Frau gelesen, die ein behindertes Kind bekommen hat und ich möchte ihnen diese heute Morgen weiter erzählen. Emily schreibt: Wenn man ein Baby erwartet, dann ist das, wie wenn man eine wundervolle Reise nach Italien plant. Nach Monaten ungeduldiger Erwartung kommt endlich der lang ersehnte Tag. Man packt die Koffer, und los geht’s. Einige Stunden später landet das Flugzeug. Der Steward kommt und sagt: „Willkommen in Holland.“ „Holland?!? Was meinen Sie mit Holland?!? Ich habe eine Reise nach Italien gebucht! Mein ganzes Leben lang habe ich davon geträumt, nach Italien zu fahren!“ Aber der Flugplan wurde geändert. Du bist in Holland gelandet, und da musst du jetzt bleiben. Und Holland ist anders als Italien. Holland ist langsamer als Italien, nicht so auffallend wie Italien. Aber nach einer gewissen Zeit an diesem Ort und wenn du dich vom Schrecken erholt hast, schaust du dich um und siehst, dass Holland Windmühlen hat … Holland hat auch Tulpen. Holland hat sogar Rembrandt. Und du triffst andere Menschen, die du in Italien nie getroffen hättest Bloß: alle, die du kennst, sind sehr damit beschäftigt, von Italien zu kommen oder nach Italien zu gehen. Und für den Rest deines Lebens sagst du dir: „Ja, Italien, dorthin hätte ich auch reisen sollen, dorthin habe ich meine Reise geplant.“ Und der Schmerz darüber wird nie vergehen, denn der Verlust eines Traumes ist schwerwiegend. Aber … wenn du dein Leben damit verbringst, dem verlorenen Traum der Reise nach Italien nachzutrauern, wirst du nie frei sein, die speziellen und wundervollen Dinge Hollands genießen zu können. (Emily Perl Kingsley; in: Der andere Advent, 2004, hrsg. von Andere Zeiten e.V., Hamburg)
Manchmal kommt alles ganz anders. Erzählt hat diese Geschichte die Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom. Aber es gibt auch viele andere Situationen, in denen einen das Leben wo ganz anders hinführt als gewünscht und geplant. Und das kann sehr schmerzhaft sein. Anstrengend ist es auch, wenn man sich unvermutet auf eine neue Situation einstellen muss.
Was könnte mir dabei helfen? Vielleicht die Erinnerung, dass schon ab und zu das, was ganz anders gekommen ist, das richtige war und gut für mich. Mir hilft es auch, wenn ich glauben kann, dass Gott es gut mit mir meint und dass er mir beistehen wird. Aber es gibt Situationen, da fällt mir das schwer. Dann denke ich an den Mann, der zu Jesus gesagt hat: „Ich glaube – hilf meinem Unglauben.“
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Erstellt am: 24.01.2013 19:44 Uhr
