Zündfunke, Montag 08.10.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Wochenanfang, liebe Schwestern und Brüder!
Am Donnerstag dieser Woche denken wir in der katholische Kirche ganz bewusst zurück an das Jahr 1962, als am 11. Oktober das II. Vatikanische Konzil feierlich eröffnet wurde. Heute – 50 Jahre später fragt man sich: War alles nur ein großer Irrtum? Eine Selbsttäuschung? Es mehren sich jedenfalls die Anzeichen dafür, dass erzkonservative katholische Christen – und das nicht nur in der Kurie – alles daran setzen, die vorsichtigen Öffnungsversuche von damals wieder zurückzunehmen.
Der Begriff „Konzilspriester“ ist ja in manchen katholischen Kreisen schon zum Schimpfwort geworden. Das klerikal-hierarchische Denken hat sich wieder in vielen Köpfen eingenistet. Kirche als Communio – als Gemeinschaft und als „Volk Gottes“ auf dem Weg? Kirche als engagiertes Miteinander von sogenannten „Laien“ und Priestern in der Freiheit des Geistes? Nein, eine solche Kirche – von diesem Konzil vertreten, ist, allem Anschein nach, von vielen nicht wirklich gewollt. Kirchenreform im Sinne des Konzils – wir erleben es im derzeitigen Dialogprozess und in der Auseinandersetzung mit den Pius-Brüdern – das ist heute alles ein mühseliges Unternehmen.
Deshalb möchte ich die Chance nutzen und Ihnen in dieser Woche ein paar der wesentlichen Beschlüsse des Konzils vor Augen führen und aufzeigen, was das Konzil schlussendlich verändert hat und was ihm ein Anliegen war. Im Sinne einer offenen, einer streitbaren Kirche möchte ich Ihnen nahebringen, was damals rund 3000 Teilnehmer des Konzils immer im jeweiligen Herbst der Jahre 1962 bis 1965 diskutiert und beschlossen haben und was, das ist ja unbestreitbar, sofort nach Beendigung des Konzil für sichtbare Veränderungen in der Kirche geführt hat.
In unserer katholischen Kirche wird ja – so habe auch ich das in all den Jahren meines Wirkens erlebt und erfahren – um zwei Kirchenbilder gerungen, manchmal auch mit harten Bandagen gestritten. Es geht dabei um die Frage: Ist die katholische Kirche zuerst eine autoritäre Hierarchie, die sich vor allem und in erster Linie in den verschiedenen geistigen Ämtern zeigt oder ist sie zuerst eine gleichberechtige Gemeinschaft aller Gläubigen? Das Konzil selbst blieb in dieser Frage ambivalent. Es hat diesen Kampf nicht befriedet, sondern noch mehr befeuert. Und warum? Weil es notwendig war. Schließlich geht es um nicht weniger als um die Glaubwürdigkeit der Kirche und ihrer wirklichen Nähe zu den Menschen – damals genauso wie heute.

Infos unter:

Erstellt am: 08.10.2012 09:02 Uhr

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