Zündfunke, Mittwoch 10.10.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen!
Das II. Vatikanische Konzil, dessen 50sten Eröffnungstag wir morgen in der Kirche feierlich begehen, hat insgesamt 16 Dokumente verabschiedet: 4 sogenannte Konstitutionen (also verbindliche lehramtliche Aussagen), neun verbindliche Dekrete (also baldmöglichst umzusetzende Beschlüsse), sowie drei Erklärungen. Ich will Ihnen in dieser Woche ein paar der wichtigsten Beschlüsse näherbringen und dazu gehört z.B. das Kirchenverständnis an sich.

Die römisch-katholische Kirche wurde ja in der Theologie und im Kirchenvolk selber immer als „vollkommene Gesellschaft“ verstanden. Diese „vollkommene Gesellschaft“ – die sich von Jesus Christus selbst gestiftet fühlt und mit einer verbindlichen Ämterordnung und Sakramenten ausgestattet ist – diese Gesellschaft wird dreistufig geleitet: von Priestern, Bischöfen und dem Papst als unmittelbarem Nachfolger des Apostels Petrus. Das Petrusamt macht den Papst weisungsbefugt gegenüber den Bischöfen; diese sind aber – zumindest in der Theorie – nicht seine „Beamten“, sondern leiten aus eigenem Recht als Nachfolger der Apostel ihre Bistümer, die Diözesen.
Dieses vom Amt her geprägte Verständnis der Kirche – eine Folge des I. Vatikanischen Konzils in den Jahren 1870/71 und seines Dogmas vom Primat und von der Unfehlbarkeit des Lehramtes in Gestalt des Papstes – zog schon lange vor dem Beginn des II. Vatikanums den Unmut von Theologen und Gläubigen auf sich. Theologisch setzte sich langsam aber sicher durch, dass die Kirche, wie Paulus es formuliert hat, als Leib Christi zu verstehen sei. Und so beschloss das Konzil in seiner Konstitution „Lumen gentium – Licht der Völker“ ein neues Selbstverständnis der römisch-katholischen Kirche. Sie definiert sich jetzt als „Volk Gottes“, als „Gemeinschaft auf dem Weg“ durch diese Zeit. In dieser ständig zu reformierenden Kirche hat das „gemeinsame Priestertum“ Vorrang vor allen kirchlichen „Ständen“ und Ämtern. Alle Gläubigen also bilden die Kirche, ja sie sind die Kirche und haben nicht nur Anteil an ihr. Damit ist die Hierarchie, das hierarchische Denken in dieser Kirche zwar nicht abgeschafft, aber alle Gläubigen haben Anteil am „Priestertum Christi“ und sind deshalb befähigt, nicht nur Kirche zu sein, sondern sie mitzugestalten und auch Verantwortung in ihr zu übernehmen. Und nicht nur ein paar wenige, sich besonders berufen fühlende Männer…

Infos unter:

Erstellt am: 10.10.2012 18:34 Uhr

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