Zündfunke, Donnerstag 11.10.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!

Heute vor 50 Jahren eröffnete Johannes XXIII. das II. Vatikanische Konzil, an dem mehr als 3000 Bischöfe und Berater teilnahmen. Dieses Konzil sollte wie kein anderes die römisch-katholische Kirche verändern, wie ich Ihnen im Zündfunken dieser Woche ein wenig näher bringen möchte. So zum Beispiel in der Liturgie, sprich in der Feier der Hl. Messe. Vor dem Konzil, da können sich sicherlich noch viele erinnern, da „las“ der Priester – so sagte man – die Messe am Altar mit dem Rücken zum Volk.
Die Gläubigen verfolgten die Messe, wenn sie fortschrittlich waren, anhand eines zweisprachigen Gesangbuches oder sie bekamen die lateinischen Texte durch einen Vorbeter verdolmetscht.
Wer sie nicht erlebt hat, kann sich die vorkonziliare Liturgie kaum noch vorstellen – außer vielleicht das feierliche Hochamt, das es ja auch heute noch gibt. Die oberste Forderung des Konzils war: Gottesdienst in der Muttersprache und eine Vereinfachung der Sakramenten-Spendung, damit die Gläubigen das besser nachvollziehen können. Und so kam es, dass das Konzil beschloss, die Messe wird so gefeiert, dass der Priester als Gegenüber der Gemeinde am Altar steht und mit den Gläubigen, dem Volk Gottes, eine Einheit bildet. Von Angesicht zu Angesicht. Kanzelpredigt und sogenannte „stille Messen“ wurden abgeschafft; die tridentinische Messe – also die Liturgie mit dem Rücken zum Volk – verboten. Weitere wichtige Elemente der Reform waren neben der Muttersprache: Mitbeteiligung der Gemeinde und Dienste wie Lektoren und Kommunionhelfer; Betonung der Verkündigung – sprich keine Sonntagsmesse ohne Predigt; Predigt vom Lesepult aus, von welchem auch die Schriftlesungen vorgetragen werden.
Diese Liturgiereform hat sich weltweit durchgesetzt. 1985 erteilte zwar Papst Johannes Paul II. eine eng begrenzte Ausnahmegenehmigung für die alte Messe, damit die spalterischen Tendenzen der Piusbruderschaft um Erzbischof Marcel Lefebvre – die das Konzil und vor allem diese Liturgiereform nicht anerkennen wollen – vielleicht überwunden werden können. Aber das hat nicht funktioniert. Auch ein weiteres Entgegenkommen durch den heutigen Papst hat die Situation nicht verbessert. So kann man sagen: Die lateinische Messe wird zwar von ein paar wenigen heute gefeiert, aber sie wird keine Massenbewegung mehr in der katholischen Kirche werden. Da können die Befürworter noch so viele Argumente ins Feld führen. Und es gilt eben seit dem Konzil: Die reformierte Liturgie ist und bleibt die Normalform.

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Erstellt am: 11.10.2012 06:07 Uhr

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