Zündfunke, Samstag 13.10.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Die nicht christlichen Religionen, verehrte Schwestern und Brüder, waren anfänglich kein Thema auf dem II. Vatikanischen Konzil, um das es mir in dieser Woche – 50 Jahre nach seiner Eröffnung – geht. Nicht christliche Religionen waren höchstens ein Thema im Rahmen missionarischer Strategien. Was allerdings geplant war, das war auf Betreiben von Johannes XXIII., eine Erklärung über die Wurzeln des christlichen Glaubens im Glauben Israels.
Schon Jahre vor dem Konzil hatte er die traditionelle Karfreitags-Fürbitte: „Lasst uns auch beten für die treulosen Juden“ gegen alle Widerstände in der eigenen Hierarchie geändert. Aber es war im Bewusstsein vieler Christen – vor allem der Katholiken immer noch so, dass man die Juden für den Tod Jesu verantwortlich machte.
Die Erklärung „Nostra aetate“ (In unserer Zeit) klärt das Verhältnis der römisch-katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen. Mit einer klaren Absage an den traditionellen Antijudaismus beginnt eine umfassende Aussöhnung der Kirche mit dem Judentum. Das Dokument betont auch das Verbindende mit den anderen Religionen, ohne allerdings den eigenen Wahrheitsanspruch zu schmälern. Die katholische Kirche, so heißt es, lehne nichts von dem ab, was in den Religionen „wahr und heilig“ ist. Und so werden Christen, Juden und Muslime ermuntert, gegenseitig Missverständnisse im Dialog auszuräumen.
Der Konzilstext verwirft also die bis dato übliche Rede vom „Gottesmord“ der Juden und sucht die Verantwortung für den Tod Jesu bei den jüdischen und römischen Behörden. Er verwurzelt den christlichen Glauben unwiderruflich im Glauben Israels, bejaht die Gottsuche in den anderen Religionen wie Buddhismus, Hinduismus und Islam und fordert zum Dialog auf mit dem Ziel, gegenseitig Missverständnisse auszuräumen.
Aufgrund dieses Konzilstextes ist der interreligiöse Dialog heute eines der Hauptthemen der Theologie und zwar nicht nur der katholischen. Allerdings ist man in jüngster Zeit in Rom wohl eher beunruhigt über die Tendenzen zur „Religionenvermischung“. Nicht anders ist die Erklärung „Dominus Jesus“ aus dem Jahr 2000 zu verstehen mit ihren teilweise befremdlichen Aussagen über die Kirchen der Reformation. Und was die jüdischen Schwestern und Brüder betrifft, so hat die erleichterte Zulassung der Tridentinischen Liturgie auch hier zu Irritationen geführt, weil man den Piusbrüdern damit auch zugesteht, die alten Texte zu verwenden. Das Konzil hat hier weitaus mehr angestoßen, als in den Jahren danach tatsächlich umgesetzt bzw. realisiert wurde.

Infos unter:

Erstellt am: 13.10.2012 15:40 Uhr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert