Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Martin Luther wird der Ausspruch nachgesagt: „Wenn morgen die Welt unterginge, pflanzte ich heute noch ein Apfelbäumchen“. Ob er ihn nun gesagt hat oder nicht, ich weiß es nicht. Aber derjenige der ihn gesagt hat, muss ein Mensch gewesen sein, der ganz in der Gegenwart gelebt hat. Ein Mensch, der das tat, was an diesem Tag dran war, selbst wenn anderntags die Welt unterginge. Ehrlich gesagt, ein ganz anderer Mensch, als ich es oft bin. Denn statt in der Gegenwart zu leben, beschäftige ich mich oft viel lieber mit meiner Vergangenheit oder mit meiner Zukunft. Wobei ich glaube, dass ich da gar nicht so allein damit bin. Vielen wird es ähnlich gehen. „Hätte ich doch“ oder „hätte ich doch lieber nicht“, mit diesen Worten beginnen die Lieblingssätze der Menschen, die in der Vergangenheit leben. Sie bereuen die Fehler, die sie ihn ihrem Leben gemacht und die falschen Entscheidungen, die sie getroffen haben. Sie denken, alles wäre besser gelaufen und sie wären um einiges glücklicher, wenn…., ja wenn ihre Vergangenheit nicht so gewesen wäre, wie sie eben war. Wer dagegen in der Zukunft lebt, der- oder diejenige ist der Ansicht, dass sich zuerst noch dieses oder jenes ändern muss, bevor sie oder er wirklich das Leben genießen kann. „Wenn ich einmal erwachsen bin…“, „wenn ich mal den richtigen Partner getroffen habe…“, „wenn ich mein eigenes Häuschen habe…“, „wenn ich endlich in den Ruhestand komme…“ – es fehlt immer etwas zum Glück.
Wäre es dabei nicht viel besser, aus dem Jetzt das Beste herauszuholen und sich heute am Leben zu freuen, so wie es eben ist? Laufe ich sonst nicht Gefahr, mein ganzes Leben damit zuzubringen, mich über getroffene Entscheidungen zu ärgern oder eben auf eine bessere Zukunft zu warten? Aber wie geht das: in der Gegenwart leben? Wie hat Luther, dem dieser Satz zugeschrieben wird, das gemacht? Ich glaube es ging nur, weil er wusste: Das, was war und das, was noch kommt, liegt einzig und allein in Gottes Hand. Gott kümmert sich um meine Vergangenheit und um meine Zukunft. Über die Fehler meiner Vergangenheit brauche ich mich nicht zu grämen, denn Gott vergibt mir und lässt mich neu anfangen. Und ich brauche mir keine Sorgen darüber machen, dass sich alle Wünsche in meinem Leben erfüllen. Denn Gott schenkt mir eine Zukunft, die über dieses Leben hinaus geht, in der er meine Sehnsucht stillen wird. Und er öffnet mir die Augen für all das Gute und Schöne, das ich heute schon habe – hier und jetzt.
„Wenn morgen die Welt unterginge, pflanzte ich heute noch ein Apfelbäumchen“.
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Erstellt am: 30.10.2012 01:14 Uhr
