Zündfunke, Mittwoch 31.10.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen!

Es geschah heute vor 495 Jahren. Ein kleiner, unbedeutender Mann will etwas in dieser Welt, besser gesagt in dieser Kirche verändern. Er hat genug von dem, was da vor sich geht und will all die ihm bekannten Missstände anklagen und endlich Veränderungen herbeiführen.
Wie gesagt: nicht irgendwo, sondern ganz gezielt in der Kirche. Für diesen kleinen Mann ist die Kirche zu dieser Zeit nämlich nicht mehr die Hüterin des Glaubens, sondern ein Sumpf aus Machtgelüsten und Unmoral. Viele denken, da kann man eh nichts machen. Wer will und kann sich denn schön mit der mächtigen Kirche messen.
Sicherlich. All das hätte auch er denken können. Aber stattdessen lässt er seinem Ärger über die Kirche Schritte der Veränderungen folgen. Er benennt vieles, was da im Argen liegt und nicht in Ordnung ist. Dass man z.B. keinen Ablasshandel betreiben soll, weil die Liebe Gottes ein Geschenk ist, welches nicht durch Geld oder Leistung erworben werden kann. Insgesamt 95 Punkt zählt der Mann auf – sein Name: Martin Luther.
Eines seiner wichtigsten Anliegen bei all dem war, dass die Kirche wieder in die Spur kommen und dem Glauben der ersten Christen wieder näherkommen soll. Dass sie die Fehler endlich erkennt, die sie da begeht und sie korrigiert. Sie soll sich wieder mehr auf die Bibel besinnen und sich dann neu aufstellen – oder wie wir heute sagen würden: Sie soll sich neu formieren. Deshalb nannte man diesen Vorgang dann auch „Reformation“. Genau die stößt Luther an. Und seine 95 Thesen, die wirken bei den Leuten. Sie scharen sich in Maßen um ihn und beginnen, langsam aber immer mehr, die Kirche zu reformieren. So entsteht in der Folge eine neue Konfession, die evangelische Kirche. Aber auch viele, die zu dieser Zeit katholisch bleiben, wachen auf und erkennen, dass sie so nicht weitermachen können.
So wird im 16. und 17. Jahrhundert viel gerungen und gestritten, ja es werden um des Glaubens willen sogar Kriege geführt. Schließlich sind damals Politik und Kirche eng miteinander verbandelt. Doch am Ende bringt die Reformation tatsächlich, was ihr Name bedeutet: eine Erneuerung. Sowohl für die Kirche, wie auch für den christlichen Glauben. Sicherlich: Das alles war mit Verletzungen verbunden – teilweise bis heute. Doch ich muss sagen: Ich habe Respekt vor Martin Luther, weil es ihm gelungen ist, die  Reformation anzustoßen. Keine Entscheidung von oben, sondern veranlasst durch den Aufschrei von unten. Es lohnt sich eben doch, Missstände aufzudecken. Und damit genau das nicht vergessen wird, feiern evangelische Christen heute den Reformationstag und ich gratuliere dazu aus ganzem Herzen.

Infos unter:

Erstellt am: 31.10.2012 19:34 Uhr

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