Zündfunke, Freitag 02.11.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!

Wenn ich in Deutschland unsere Kinder und Freunde besuche, dann gehört für mich der Besuch des Friedhofs in meiner Heimatgemeinde an einem Tag auch immer mit dazu. Nicht nur, um das Grab meiner Eltern zu besuchen, sondern auch um zu schauen, was sich seit meinem letzten Besuch verändert hat. Dabei tut es mir dann immer gut, wenn ich auf dem Grab eines mir bekannten Menschen ein Licht oder auch Blumen entdecke.
Vielleicht finden Sie das komisch, aber mich beruhigt es, dass Menschen nicht nur zwischen Allerheiligen und dem Totensonntag ihre lieben Verstorbenen besuchen, sondern auch während des Jahres.
An einer unserer Pfarrstellen gab es auch einen jüdischen Friedhof. Da gibt es ja keinen Blumenschmuck oder Lichter, sondern es werden kleine Steine zum Grab gelegt. Es hat mich immer tief berührt zu sehen, wenn frische Steinchen dalagen, weil es mir gezeigt hat, dass auch die jüdischen Verstorbenen nicht vergessen sind. Wobei man ja sagen muss: Die Verstorbenen brauchen das alles nicht mehr – weder Lichter, noch Blumen, noch Steine gegen das Vergessen. Aber: wir Lebenden brauchen das. Sicherlich, als ich noch jünger war, da hab ich oft gesagt, dass es doch nicht auf solche Äußerlichkeiten ankommt, sondern dass es doch viel bedeutsamer ist, sich ihrer zu erinnern, an sie zu denken. Stimmt. Entscheidend ist, dass das Licht im Herzen nie verlöscht. Aber die äußeren Zeichen und Rituale, die können dabei helfen, dass genau das nicht passiert. Und es ist ja auch eine andere Art sich zu erinnern, wenn man sich leibhaftig auf den Weg zum Friedhof macht und solch sichtbare Zeichen setzt.
Erinnern ist nicht nur reine Kopfsache, erinnern ist auch was ganz Leibliches. Und Kerzen, Blumen oder auch Steine an einem Grab ablegen, das sind eben genau solche Zeichen, dass wir einander leibhaftig nicht vergessen. Solange wie möglich nicht. Und was ist mit den anderen Gräbern, all denen, die vergessen aussehen? Die erinnern mich: So wird es einmal für uns alle sein. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, am dem keiner mehr an uns denkt oder auch denken kann. Denn menschliches Erinnern hat Grenzen. Aber ich glaube und vertraue fest darauf, dass Gott keinen vergisst. „Freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind“, sagt Jesus im Lukas-Evangelium zu seinen Freundinnen und Freunden. Gott erinnert sich also auf ewig. Wenn wir Menschen also Zeichen der Erinnerung setzen, dann tun wir es mit unseren begrenzten Möglichkeiten. Gott aber vergisst uns nie. Genau daran erinnert mich aber auch jede Blume, jedes Licht oder jeder Stein auf einem Grab…

Infos unter:

Erstellt am: 02.11.2012 19:55 Uhr

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