Zündfunke, Freitag 16.11.12

Deutschsprachige katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!

„Lass dem anderen die Freiheit, seinen eigenen Weg zu gehen.
Lass ihm Ruhe, lass ihm Zeit, die Welt aus seiner Sicht zu sehen.
Weißt du denn, ob dein Weg richtig für den anderen wohl sei? Was für dich vielleicht noch wichtig, ist bei ihm schon längst vorbei.
Drum dräng´ ihn nicht, nach deiner Norm seine Welt sich zu gestalten;

auch er hat eine rechte Form, um sein Leben zu erhalten“.

Das sind einige Verse eines Gedichtes, die ich im Internet gefunden habe und für mich  passen diese Zeilen genau zum internationalen Tag der Toleranz, den wir heute begehen. Bei genauerer Betrachtung aber, und beim Nachdenken darüber, was Toleranz für mich ist, bin ich allerdings dann doch sehr skeptisch geworden und habe mir überlegt: Ist es wirklich das, was ich will? Ist es das, was Toleranz für mich bedeutet?
Von Friedrich dem Großen stammt der oft zitierte Satz: “Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden“. Das würde ja dann wohl zu dem anfangs genannten Gedicht sehr gut passen. Andererseits bedeutet Toleranz aber auch: Respekt, Anerkennung, und nach der Definition des philosophischen Wörterbuchs „Erdulden von anderen Meinungen“. Nach der weitläufigen Meinung ist nur der tolerant, der alle fünfe grade sein lassen kann, den es auch nicht bekümmert, wenn andere seine Wahrheit nicht als solche anerkennen, widerspricht das dann aber nicht genau dem, was Toleranz wirklich meint? Tolerant kann nur der sein, der sich selbst bereits eine Meinung gebildet hat, der diese Meinung nach außen hin vertritt, und deshalb auch eine andere Meinung erdulden, bzw. manches Mal sogar erleiden muss. Wie weit aber darf oder soll dieses Erdulden gehen? Bin ich um so toleranter, je weiter weg sich meine Toleranzgrenze befindet? Vor allem in religiösen Fragen innerhalb einer Glaubensgemeinschaft und zwischen den einzelnen Religionen ist das – denke ich – eine berechtigte Frage. Wir Menschen brauchen Regeln, Normen und Wahrheiten, an denen wir uns und unser Leben ausrichten können. Und wenn ich mich nun entschieden habe,  in dieser Kultur, mit dieser Religion zu leben, dann geben sie mir meine Toleranzgrenze vor, in der ich mich tolerant verhalten kann. Ich kann und will auch nicht nach allen Seiten hin offen sein, ich muss eine Wahrheit für mich finden, mit der und in der ich leben kann, denn wie das alte Sprichwort so treffend sagt: „Wer nach allen Seiten hin offen ist, der ist nicht ganz dicht.“

Infos unter:

Erstellt am: 16.11.2012 17:46 Uhr

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