Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Glaube von A bis Z, auch wenn das – allein schon von der Anzahl der Buchstaben – in einer Woche Zündfunken nicht zu leisten ist, so können wir doch wenigstens einen Teil miteinander bedenken – ein Teil aus dem Alphabet des Glaubens. Heute also der Buchstabe C. C – wie Christus. Die Person, auf welche der christliche Glaube zurückgeht. Einerseits recht fern, denn rund 2000 Jahre ist es her, dass er gelebt und gewirkt hat; andererseits so nah und gegenwärtig. Er hat die Welt verändert, dieser göttliche Mensch, dieser menschliche Gott. Bis heute lebt er weiter durch seine Botschaft und durch die Menschen, die diese Botschaft leben, überzeugend leben und weitergeben.
Und wie lebt ein Christ heute überzeugend? Das ist nicht leicht zu sagen. Trotzdem will ich es mal versuchen und zwar durch Erfahrungen mit Christen, die mich beeindruckt haben; bei denen ich gespürt habe, dass sie vom Geist Jesu Christi beseelt sind. Das fängt z.B. – regelmäßige Hörerinnen und Hörer kennen sie schon – bei meiner Großmutter an. Eine einfache, im guten Sinne fromme Frau, die nichts bigottisches an sich hatte. Sie saß in der Kirche immer ganz bescheiden an ihrem festen Platz. Ja, ich kann sagen: Meine Oma lebte ihren Glauben ganz unspektakulär, er war einfach ein Teil ihres Alltags. Ich spürte ihr Gottvertrauen, ihre Ehrfurcht vor dem Heiligen und ihre Dankbarkeit für das, was sie als von Gott geschenkt betrachtete. Bei ihr war alles Eins: die Liebe zu Gott, zu den Menschen und zur Natur. Genau dadurch aber war ihr Glaube überzeugend, und zwar ohne dass sie viel darüber reden musste.
Christlich überzeugend war auch ein anderer Mensch in meinem Leben, mein Heimatpfarrer, ein begnadeter Seelsorger und Pädagoge. Er liebte die Arbeit mit jungen und alten Menschen und konnte diese auch in einer ihm einzigartigen Weise fördern. Aber auch im positiven Sinn fordern und herausfordern. Am Anfang meines Berufslebens, als ich ein Praktikum vor dem Studium zu machen hatte, da war er eine Zeit lang mein Chef. Und da habe ich bei einem Konflikt, den wir miteinander hatten, seinen besonderen christlichen Geist erfahren. Er sagte zu mir: „Wir mögen uns jetzt zwar streiten, Bertram, aber zwischen uns gibt es keinen Sieger und keinen Besiegten.“ Da spürt man, dass dieser Mensch getragen wird und auch andere Menschen tragen und mittragen kann. Solch religiös besonders begabten Persönlichkeiten zu begegnen ist faszinierend und schön. Mit ihnen Gottesdienst zu feiern, ein Erlebnis. Ein tiefes und wohltuendes Erlebnis, das einen hereinnimmt in die Gemeinschaft der Gläubigen. Und hereinnimmt in die Gemeinschaft mit Gott. Ein Geschenk. Ein so seltenes wie kostbares.
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Erstellt am: 21.11.2012 19:54 Uhr