Andrea Bolz Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
Advent heißt Ankunft. Ich frage mich aber, warum? Denn erst an Weihnachten kommt doch das Kind Jesus an. Der Advent, so müsste man genauer sagen, ist nicht die Zeit der Ankunft, sondern des Wartens. Da fängt das Problem schon an. Denn Warten ist out.
Zwei Beispiele. Der Einzelhandel kann den Advent nicht erwarten und so gibt’s schon zum Ende der Sommerferien Spekulatius und Lebkuchen. Und die Käufer von Spekulatius und Lebkuchen können dann im Advent nicht auf den Sommer warten und so müssen Erdbeeren auch in der Advents-und Weihnachtszeit in den Regalen stehen.
Spekulatius und Erdbeeren zeigen mir, dass das Warten heute nicht gerade hoch im Kurs steht. Alles soll jetzt und gleich passieren, nur dann bin ich zufrieden und glücklich. Die neue CD meiner Lieblingsband, das neue Buch von Ken Follett, kaum erschienen, soll es schon in unserer Pfarrbücherei stehen. Man muss heute einfach alles sofort kaufen. Bis Weihnachten ist es ja noch so lang hin.
Ich gebe zu: Das Warten fällt auch mir manches Mal schwer. Und wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, wo ich einfach immer auf etwas lange warten musste, fällt mir ein, dass mir das nicht nur schwerfiel, sondern ich dieses Warten einfach als schrecklich empfand. Als erwachsene Frau jedoch, vor der Geburt unseres ersten Kindes, habe ich allerdings eine andere Erfahrung gemacht. Nachdem der errechnete Geburtstermin verstrich, ohne dass ich unser Kind geboren hatte, da begannen Tage eines ohnmächtigen Wartens. Aber diese 8 Tage des Wartens haben mich folgendes erkennen lassen: Es passieren schöne, beglückende Erlebnisse, ohne dass du irgendetwas dazu tun kannst oder dazu tun musst. Das Leben kommt auch so auf dich zu. Und es ist überraschend anders, als du denkst.
Heute verstehe ich diese Zeit vor der Geburt als eine adventliche Erfahrung. Denn auch der Advent mit seinem fast vierwöchigen Warten sagt doch: Glück kann auch durch Herumrennen und Machen und Tun nicht herbeigezwungen werden. Es stellt sich unverhofft und wie von allein ein. In der Ankunft eines Menschen. Im Lächeln eines Kindes. In einer überraschenden Begegnung. Das sind Erfahrungen, für die sich das Warten lohnt.
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Erstellt am: 03.12.2012 19:33 Uhr