Zündfunke, Mittwoch 12.12.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Die Bibel enthält viermal eine Botschaft vom Leben und Sterben des Jesus von Nazareth. Es erstaunt, wie unterschiedlich die vier Texte sind. Viermal beginnen die Evangelien auch mit einer Art Ouverture, in der die Themen anklingen, die das Besondere, das Einmalige an Jesus Christus ausmachen.

Im ersten Evangelium, dem des Markus, ist diese Ouvertüre die Begegnung Jesu mit Johannes dem Täufer. Im letzten Evangelium, dem des Johannes, geht dem Bericht über Jesu Leben und Wirken ein sogenannter Prolog voraus, ein hymnisches Gedicht von großer sprachlicher Schönheit und theologischer Tiefe, welches immer am Weihnachtstag verlesen wird: „Im Anfang war das Wort. Das Wort ist Fleisch geworden. Wir haben seine Herrlichkeit gesehen“.
In den anderen beiden Evangelien schließlich, den bekanntesten von Matthäus und Lukas, hat die Ouvertüre zu Leben und Wirken Jesu die Form einer Erzählung. Wir nennen sie die Kindheitsgeschichte Jesu. Da wird uns von den außergewöhnlichen Umständen im Leben von Maria und Josef und von Jesu Geburt erzählt und von den gesellschaftlich-politischen Verhältnissen im damaligen Palästina. In einer Erzählung werden die Leser in das eingeführt, was Jesu Leben und Wirken im weiteren Verlauf kennzeichnet. Auch hier klingen wichtige Themen bereits an: Jesus ist Mensch so wie alle Menschen, ganz und gar. Und gleichzeitig ist er Geschenk und Gabe Gottes, wie keiner vor und keiner nach ihm. Gottes unbedingte und grenzenlose Liebe zu allen Menschen verkündet er nicht nur in Worten und Taten, sondern er verkörpert sie mit seiner ganzen Existenz. Er ist von Gott gesandt, um seine Vorliebe für die Armen und Schwachen zu bezeugen und unwiderruflich sichtbar zu machen, dass Gott Leben in Fülle für alle Menschen will. Er verkündet Frieden auf Erden für Menschen, die der Gnade und Liebe Gottes Raum geben. Von seinem eigenen Volk, von den politischen und religiösen Autoritäten wurde seine Botschaft verworfen; von Fremden, die von weither kommen, wird sie gesucht.
In den Gottesdiensten der Weihnachtszeit werden vor allem die sogenannten Kindheitsgeschichten Jesu verkündet. Vielleicht gelingt es, diese altvertrauten Geschichten mit neuen Ohren zu hören und auf das Unerhörte und Anstößige an der Person Jesu aufmerksam zu sein, das in den scheinbar idyllischen Geschichten seiner Kindheit anklingt.

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Erstellt am: 12.12.2012 12:35 Uhr

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