Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen wünsch ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder!
Mit der Parole „Gott ist tot!“ wollte der Philosoph Friedrich Nietzsche schon vor über 100 Jahren das Christentum ein für allemal zertrümmern. Als Sohn eines protestantischen Pfarrers hatte er den Glauben sowohl kennen- als auch hassen gelernt. Für den „Herrenmenschen“ Nietzsche ist es einfach ein erbärmlicher Gott, der sich da in diesem Jesus von Nazareth so erniedrigt, dass er einer von uns wird. Was bleibt denn da noch Göttliches von übrig? Alles Starke, alles Tapfere und Stolze verschwindet, das Herrische gibt es nicht mehr. Mit Jesus landet man bei einem – wie Nietzsche es schreibt – „Gott für arme Leute, Sünder und Kranke. Ein Gott der dunklen Ecken und Stellen, aller ungesunden Quartiere der ganzen Welt. Und er selbst, so blass und schwach.“
Ungeheuerlich diese Provokation! Ein Frontalangriff auf die Religion – so empörten sich damals die Christen aller Konfessionen. Aber Nietzsche hatte mit seiner beißenden Kritik sehr wohl die zentrale Botschaft des Christentums zielsicher getroffen. Denn es ist doch so: Die Person des Jesus von Nazareth widersetzt sich alldem, was sich Menschen landläufig von einem allmächtigen Gott erwarten. Er steigt hinab in die Abgründe des menschlichen Lebens. Er sucht die Gemeinschaft mit Kranken und Schwachen, solidarisiert sich mit Sündern und Ausgestoßenen. In den Augen der Welt scheitert seine Mission ganz elendiglich am Schandpfahl eines von römischer Hand errichteten Kreuzes. Und weil er so gering erscheint, deshalb wird er zum Ärgernis. Wer Jesus vorschnell in den Himmel entrückt und in ihm einzig und allein den mächtigen Weltenrichter sieht, der wird blind für seine eigentliche Stärke. Die liegt nämlich ganz offenkundig in seiner Ohnmacht und in seiner Schwäche. Weil Gott sich in Jesus klein machte, kann der Menschen diesem allmächtigen Gott erst wirklich begegnen – auf Augenhöhe begegnen. Aber genau dieser Glaube ist anstößig und er bleibt eine Herausforderung über all die Jahrhunderte. Für Sören Kierkegaard, den großen dänischen Theologen und Schriftsteller, ist Jesus so gering, „damit kein Menschen mehr meinen soll, er sei ausgeschlossen.“ Und er schreibt weiter: „Jesus Christus ist das Zeichen des Ärgernisses und Gegenstand des Glaubens. Erst in der Ewigkeit ist er in seiner Herrlichkeit. Hier auf Erden darf er niemals anders dargestellt werden als in Geringheit, so dass jeder sich ärgern oder eben glauben kann.“
In diesem Sinne ihnen allen einer hoffentlich frohen Sonntag.
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Erstellt am: 22.07.2012 07:21 Uhr
