Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen liebe Schwestern und Brüder!
Mein Onkel Heinz schätzt das Gespräch mit Gott sehr. Denn mit dem Gebet, so sagt er, ist es manchmal wie bei einem Gespräch unter Freunden. Du redest vor dich hin, und erst während du redest, merkst du eigentlich wo du stehst.
Neulich, da war Onkel Heinz Gott im Gebet wieder ganz nahe. „Da bin ich wieder“, sagte er zu Gott. „Es geht mir gut. Mein Neffe Horst hat die Prüfung bestanden, die neue Umgehungsstraße ist jetzt auch fertig. Ja, und Tante Erika ist gestorben, aber das weiß du sicher schon, oder?
Was es sonst noch gibt? Unser Lebensmittelladen im Dorf hat dicht gemacht, lohnt sich nicht mehr. Einen Bäcker-Laden haben wir noch. Früher waren’s mal drei. Die Mutter vom Timmy ist auch gestorben. 37 Jahre erst – stell dir vor! Und auch der Ewald hat es nicht überstanden mit dem Krebs. Nächsten Monat wäre er 54 geworden.
Übrigens: Thorsten fährt nach Italien: Hilft dort beim Aufräumen der Erdbebenschäden. Das hast du doch sicher mitbekommen. Aufräumen, was noch übrig ist von den verheerenden Erdstößen und dann Neuaufbau.
Wo warst DU eigentlich, als das Erdbeben war – oder der Tsunami in Japan?“ Und dann schaut Onkel Heinz Gott direkt in die Augen. Gott sieht müde aus.
„Wofür hältst du mich?“, antwortet er. „ICH hab‘ es nicht unterlassen die Frühwarnsysteme auf zu bauen. Und gestern war ich beim Fritz“, sagt Gott, „deinem Nachbarn, den kennst du doch. Hab‘ ihm die Hand gehalten, damit er ruhig sterben konnte. Er hatte mich drum gebeten.“
„Jahhh,“ sagt Onkel Heinz. „Der Fritz…… Hm,Hm… Also ich geh dann wieder.“ – „Mach’s gut, Heinz“, sagt Gott. „Und vergiss mich nicht. Ein paar Worte genügen schon. Aber sprich deutlich; denn manchmal redest du mir zu schnell.“
„Ja. Gut“, sagt Onkel Heinz, und dann war er mit seinem Gebet am Ende und ging zur Arbeit. Gestärkt und nachdenklich durch seine Begegnung mit Gott.
„Mit dem Gebet“, sagt Onkel Heinz, „ist es manchmal wie bei einem Gespräch unter Freunden. Du redest vor dich hin, und erst während du redest, merkst du wo du stehst.
So ist das mit dem Gebet“, meint Onkel Heinz.
Infos unter:
Erstellt am: 06.08.2012 18:54 Uhr
