Zündfunke, Donnerstag 30.08.12

Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Manche unserer Sprichwörter stammen direkt aus der Bibel; auch wenn wir sie dort in dem Wortlaut gar nicht finden, in dem sich das Sprichwort bei uns eingebürgert hat. Z.B.: „Da weiß doch die linke Hand nicht, was die rechte tut.“ Wenn man das über eine Firma oder eine Organisation sagt, dann ist das ganz bestimmt kein Kompliment, sondern eher ein Stoßseufzer darüber, dass man sein gerade geschildertes Anliegen wieder nicht verstanden weiß oder wichtige Unterlagen mal wieder nicht aufzufinden sind. „Da weiß doch die linke Hand nicht, was die rechte tut!“

Jetzt fragen Sie sich sicherlich: Und das soll in der Bibel stehen? Ganz sicher – sag ich Ihnen. In der Bibel steht dieses Sprichwort nämlich im Zusammenhang mit der Bergpredigt. Da sagt Jesus: „Wenn du ein Almosen gibst, lass es nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, ich sage euch: Wenn du ein Almosen gibst, dann soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll verborgen bleiben, und dein Vater im Himmel, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“
Nun weiß ich nicht, wie es Ihnen mit dieser Aufforderung geht, aber ich stutze bereits beim Wort „Almosen“. Das hat ja alles andere als einen guten Klang. Ich jedenfalls möchte kein Almosenempfänger sein – und ich meine, genau darum geht es Jesus auch in dieser Aussage. In der damaligen Zeit, gab es ja weder eine Kranken- noch eine Rentenversicherung. Menschen, die in eine Notlage kamen, sei es nun aufgrund einer Krankheit oder wegen ihres Alters, die waren dann darauf angewiesen, dass andere ihnen durch eine Spende zur Seite standen. Und auch heute ist es doch so, dass man trotz Sozialversicherung in eine schwierige Lage geraten kann, in der man finanziellen oder einfach auch menschlichen Beistand braucht. Alle, die schon einmal in einer solchen Notlage waren, wissen: Es ist schwierig genug, auf Hilfe anderer angewiesen zu sein, um Hilfe zu bitten und manchmal eben auch, eine solche Hilfe überhaupt anzunehmen. Macht dann auch noch ein Zeitgenosse aus seiner Hilfsaktion ein öffentliches Schauspiel, gibt damit an und erwartet ewige Dankbarkeit, dann wird es für eben denjenigen, der die Hilfe bekommen soll, mehr als peinlich. Denn dann wird er in der Tat zum Almosenempfänger degradiert und abgestempelt. Und genau das soll in den Augen Jesu eben nicht sein.
Deshalb empfiehlt er als Motto jeglichen Helfens nicht den Spruch: „Tue Gutes und rede viel darüber!“ Sondern er sagt dem Wortsinn nach: Wenn du dich entschließt, einem anderen Menschen deine Hilfe zukommen zu lassen, dann mach das möglichst taktvoll. Schau nicht darauf, ob das, was du tust, dir bei anderen einen guten Ruf verschafft, sondern hilf so, dass es dem, der deine Hilfe braucht, wirklich gut tut. Beschäme niemanden. Deshalb: Gib so, dass selbst deine linke Hand nicht weiß, was deine rechte tut. Und verlass dich drauf: Dein Vater im Himmel sieht es und er hat seine Freude an dir!

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Erstellt am: 30.08.2012 09:54 Uhr

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