Zündfunke, Freitag 14.09.12

Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Kennen sie diese Sprüche auch? „Geh mit offenen Augen durch die Welt; oder reiß deinen Mund nicht zu weit auf“?
Folgende Aussagen: „Geh  mit offenen Augen durch die Welt, oder: reiß deinen Mund nicht zu weit auf“, sind  von gutgemeinenden Mitmenschen nicht immer ernst gemeint.
Auch der, der diese Sprüche zu hören bekommt, wird sie vielleicht nicht immer so verstehen, wie sie gemeint sind. Auf alle Fälle aber sollen sie uns allen vor unüberlegten Äußerungen oder Stolpersteinen in unserem Leben bewahren, vorausgesetzt, wir nehmen sie uns zu Herzen und denken darüber nach, was sie wohl zu bedeuten haben. Die nachfolgende kleine Geschichte kann uns dies verdeutlichen:
*Seit langem schon versuchte der Fuchs, einem reichen Bauern den schönsten Hahn vom Hofe zu stehlen. Da er sich aber vor dem starken Schnabel und dem spitzen Sporen fürchtete und einen Kampf möglichst vermeiden wollte, genügte es nicht, den Hahn in einen einsamen Winkel zu locken. Nein, er musste sich  eine List einfallen lassen.
Eines Nachmittags waren die Umstände günstig. Der Fuchs kam plötzlich hinter dem Rosenstock hervor und sagte mit einschmeichelnden Worten. „Werter Herr Hahn, ich bin einer der größten Bewunderer Eurer Stimme. Kein Kikeriki kommt eurem Krähen gleich. Noch tief drinnen im Wald kann ich eure herrliche Stimme vernehmen. Doch sagt mir, ist es denn wahr, was die Tiere von euch behaupten, dass ihr nur mit offenen Augen krähen könnt und wie ein Küken piepsen müsst, wenn ihr die Augen beim Krähen schließt“?
„So etwas Dummes können nur die Waldtiere erzählen“, antwortete der Hahn. „Du kannst dich ja gleich vom Gegenteil überzeugen“. Der Hahn schloss die Augen, streckte den langen Hals und wollte eben sein schönstes Kikeriki erschallen lassen, da schnappte der Fuchs zu und rannte los. Er hielt seine Beute fest gepackt, doch bevor er an der Scheune vorbei war, hatte der Bauer ihn gesehen. Er warf ihm die Axt hinterher und, da er nicht getroffen hatte, nahm er mit einem dicken Holzstück in der Hand die Verfolgung auf.
„Er wird uns beide totprügeln, wenn er uns erwischt. Schnell, sag ihm, dass ich dich freiwillig begleite“, röchelte der Hahn.
„Euer Hahn ist ganz freiwillig mitgegangen“, rief der Fuchs dem Bauern zu. Doch um dies zu rufen, musste er sein Maul weit aufmachen – und der Hahn konnte entkommen*.
An diesem Nachmittag wurden Fuchs und Hahn um eine Erfahrung reicher.
Ich wünsche Ihnen und mir, liebe Hörerinnen und Hörer, dass wir mit offenen Augen durch die Welt gehen können, und ab und zu auch zu schweigen wissen, ohne solche Erfahrungen wie der Hahn und der Fuchs machen zu müssen.

Infos unter:

Erstellt am: 14.09.2012 09:09 Uhr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert