Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Freitag, 23.12.11:
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Seine Familie hatte es nicht immer leicht mit ihm. Ich denke da an Jesus von Nazareth. Schon als Kind ging er konsequent seinen eigenen Weg und konnte seine Eltern oft nicht verstehen, die voller Angst und Sorge um ihn waren. So wird zum Beispiel von einem Hochzeitsfest berichtet, bei dem Jesus seiner Mutter eine heftige Abfuhr erteilt habe. Umgekehrt waren aber auch seine Familienangehörigen nicht immer gut auf ihn zu sprechen. Deshalb ist uns auch überliefert, dass Jesus, als er einmal zu Besuch in sein Heimatdorf kam, von seinen eigenen Familienangehörigen für verrückt erklärt wurde.
Nun feiern wir in wenigen Tagen sein Geburtstagsfest – Weihnachten. An erster Stelle erhoffen sich die meisten Menschen für dieses Fest ein friedliches Zusammensein in der Familie – also ausgerechnet das, was dem Geburtstagskind Jesus in seinem Leben offensichtlich nur wenig vergönnt war und was er selber auch nicht forciert hat. Deshalb würde ich ihn gerne mal zum Thema Familie selbst befragen. Denn wenn er ein Mensch war wie wir – was ich in keinster Weise bezweifle –, dann wird er unsere Sehnsucht nach einem harmonischen Familienleben sicherlich auch verstehen. Aus eigener leidvoller Erfahrung wird er wissen, was es bedeutet, wenn es Spannungen in der Familie gibt, zwischen Eltern und Kindern oder zwischen den Verwandten. Vielleicht würde er mir daher sagen: Genießt es, wenn ihr an den Weihnachtsfeiertagen endlich einmal Zeit für Eltern, Kinder und Großeltern habt. Erzählt euch, hört einander zu, macht vieles gemeinsam in der Familie. Es ist schön, wenn das gelingt. Aber bestimmt würde er mir auch von seinem Traum einer neuen Familie erzählen: dem Traum von einer großen Menschheitsfamilie, in der alle Menschen wie Brüder und Schwestern sind, egal, ob sie nun blutsmäßig miteinander verwandt sind oder nicht. Er würde mir erzählen, wie sich in dieser neuen Menschheitsfamilie alle geschwisterlich zu einander verhalten, egal ob sie Mann oder Frau sind, egal ob reich oder arm. Er würde mir nicht verschweigen, dass er für diesen Traum auch Konflikte mit der eigenen Familie in Kauf nahm. Aber er würde mir auch erzählen, wie schön es war, Menschen zu finden, die wie er selbst an diese neue Familie glaubten. Und dass diese Menschen begannen, als Brüder und Schwestern verantwortlich füreinander zu leben, um das Wohl aller besorgt, über alle Verwandtschafts– und Ländergrenzen hinweg.
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Erstellt am: 23.12.2011 10:56 Uhr