Predigt „Heilig Abend“

Liebe Gemeinde,
es gibt verschiedene Weisen, die Botschaft von Weihnachten zu vergegenwärtigen.
Wir haben es im heutigen Gottesdienst getan im Hören auf die lukanische Geburtsgeschichte und im Singen und Hören von Weihnachtsliedern.
In der Nacht von Bethlehem erscheint ein Engel im himmlischen Lichtglanz, um die Geburt des Heilands anzukündigen, der der Welt Frieden bringt.

Im gehörten Bibelabschnitt aus dem Propheten Jesaja wird ebenfalls die Geburt eines Friedenskönig angekündigt mit dem Hinweis auf Licht, das im Dunkel aufstrahlt: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen die da wohnen im finstern Land, scheint es hell.
Weihnachten und Lichter gehören zusammen. Das ist  bis heute so geblieben, wenn wir an die Weihnachtsbeleuchtung denken.
 Aber wissen wir noch, auf wen uns die Lichter von Weihnachten hinweisen? Es wäre zu wenig, wenn sie uns nur in Stimmung versetzen würden, um mehr zu kaufen und zu konsumieren.
Die Lichter von Weihnachten sind Symbole, die uns auf
Größeres hinweisen. Erich Fromm, ein bedeutender Psychologe und Soziologe aus dem letzten Jahrhundert hat einmal gesagt: „Die Symbolsprache ist die einzige Fremdsprache, die jeder von uns lernen sollte.“
           Symbole wie Licht weisen uns uns
auf eine Dimension, die über das Sichtbar- Vorfindliche
          hinausgeht , auf eine Dimension, nach der wir uns alle       mehr oder weniger sehnen.  Wir sehnen uns nach dem Licht, das im Dunkel aufscheint,
wir sehnen uns nach Liebe, Gerechtigkeit und Frieden, in einer Welt, in der es  lieblos, ungerecht und friedlos zugeht im Kleinen wie im Großen.
Bilder von Gewalt, von Amokläufen und von Terroranschlägen haben uns  in diesem Jahr erschreckt und es macht angst, wenn wir an die anhaltende Finanzkrise denken, die so schwer zu durchschauen ist.  Da hinein, mitten in all das, was, was uns belastet und bedrückt, will  die befreiende Botschaft des Propheten gehört werden: Das drückende Joch, die Jochstange, auf der Schulter des Jochs, wird zerbrochen. Jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.
Es sind eindrückliche Bilder, mit denen der Prophet in der exilisch-nachexilischen Zeit das Ende der Gewaltherrschaft  ankündigt. Sie erinnern uns an Bilder von der Befreiung unterdrückter Völker in Nordafrika , die wir in den vergangenen Monaten im Fernsehen sehen konnten. Auch da ging die Befreiung mit dem
Jubel des Volks einher, der im Text so beschrieben wird:
Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt.
Der Prophet schildert die Befreiung nicht losgelöst von  Gott, sondern er bezieht Gott ausdrücklich mit ein. Er weist hin auf den neugeborenen Thronfolger, der uns ein Reich der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens garantiert, und in dem Gott selbst wirksam ist.
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter … auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende.
Wir Christen glauben, dass sich diese Verheißung mit der Geburt des Kindes in Bethlehem, mit dem Kommen Jesu Christ, erfüllt hat.
Jesus hat in Wort und Tat das Reich Gottes bezeugt als ein Reich der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens.
An Weihnachten sind wir in besonderer Weise eingeladen, uns dem Geist der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens zu öffnen und uns davon durchdringen zu lassen.
Mit und durch uns Menschen will das Licht leuchten, das  im Dunkel der Welt aufscheint.
Weihnachten erinnert uns daran, dass sich Gott in einem Menschen zeigt, damit wir  zu Gott zurückfinden.
Wo aber Gott wieder in unser Blickfeld kommt, da erfahren wir die Befreiung, von der im heutigen Predigttext die Rede ist.
Im Blick auf unsere Gesellschaft und auch auf die Finanzkrise könnte dies bedeuten, dass wir uns nicht länger von der Gier nach mehr treiben lassen, sondern nach Werten suchen, die nachhaltig Solidarität, Gerechtigkeit und Frieden garantieren.
 
Die Ausrichtung auf Gott zeigt sich auch in einem befreiteren Leben, das inwendig erfahrbar ist. Im Vertrauen auf Gott lernen wir Ängste zu überwinden, die uns einengen und am Leben hindern.
Wo wir aber zurückfinden zu jenem Gott, den uns Jesus als Liebe bezeugt hat, da kommt Heilendes in unser Leben und in unsere Welt, sei es, dass wir achtsamer und gütiger miteinander umgehen, sei es, dass wir uns an der Aktion Brot für die Welt beteiligen, und so Menschen helfen, denen das Nötigste fehlt.

Weihnachten geschieht, wo wir nicht gleichgültig bleiben, sondern die Augen aufmachen und unsere Mitmenschen mit den Augen der Liebe wahrnehmen.
Ich möche mit einer Rabbigeschichte zum Schluss kommen:
Ein Rabbi fragt seine Schüler: Wann wir  die Nacht zum Tage?
Die Schüler geben unterschiedliche Antworten :
Die Nacht wird zum Tage, wenn man ein Haus von einem Baum unterscheiden kann. Wenn man ein Hund von einer Katze unterscheiden kann.
Jedes mal verneint der Rabbi und gibt schließlich selbst die Antwort:
Die Nacht wird zum Tage, wenn man in das Gesicht irgendeines Menschen schaut und darin seine Schwester und seinen Bruder erkennt. Dann wird die Nacht zum Tage.

Gott selbst helfe uns in Jesus Christus, dass wir seine Liebe in der Welt bezeugen, die Licht bringt für alle, die im Dunkel leben.
Amen

Infos unter:

Erstellt am: 25.12.2011 14:13 Uhr

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