Wir sind heute am Ende des Jahres zusammen, um den letzten Tag im Jahr mit einem ökumenischen Gottesdienst zu begehen. Ökumene beginnt, wo Menschen zusammenkommen und Gottesdienste miteinander feiern.
Der heutige Predigttext enthält Bibelworte, mit denen wir das Vergangene
und das Kommende in Gottes Hände legen können.
Wir hören aus Römer 8 V31-39 nach der Einheitsüberssetzung:
31 Was ergibt sich nun, wenn wir das alles bedenken? Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?
32 Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?
33 Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen? Gott ist es, der gerecht macht.
34 Wer kann sie verurteilen? Christus Jesus, der gestorben ist, mehr noch: der auferweckt worden ist, sitzt zur Rechten Gottes und tritt für uns ein.
35 Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?
36 In der Schrift steht: Um deinetwillen sind wir den ganzen Tag dem Tod ausgesetzt;
wir werden behandelt wie Schafe, die man zum Schlachten bestimmt hat.
37 Doch all dies überwinden wir durch den, der uns geliebt hat.
38 Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten 39 der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
(Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Weg Amen.)
Liebe Gemeinde
Es gibt zentrale Bibelworte, die uns auf den Kern der christlichen Botschaft hinweisen.
Ein solches Bibelwort ist für mich der eben gehörten Bibelabschnitt aus Römer 8, in dem der Apostel Paulus seine Ausführungen der letzten 3 Kapitel zusammenfasst. Das tragende Fundament unseres Glaubens ist die Liebe Gottes, die in Jesus Christus aufscheint,und auf die auch Papst Benedikt XVI in seiner ersten Enzyklika Deus caritas est/Gott ist die Liebe. hinweist. Es ist der Glaube an den Gott der Liebe, der uns evangelische und katholische Christen verbindet.
In unserem heutigen T ext redet Paulus davon in eindrücklicher Weise: Ich bin gewiss,dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder der Tiefe noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. Es sind große Worte, mit denen Paulus das 8. Kapitel seines Briefs an die Römer schließt. Er schreitet sämtliche Dimensionen der Wirklichkeit ab: Leben und Tod, kosmische Mächte: Engel und Gewalten, die zeitliche Dimension: Gegenwärtiges und Zukünftiges und Hohes und Tiefes. Alle diese Größen, die unser Dasein bestimmen – wir sind ja Teil eines größeren Ganzen – all diese Faktoren vermögen eines nicht: Sie können uns nicht von der Liebe Gottes trennen, die im Leben und Geschick Jesu sich zeigt.
In diesem Vertrauen auf Gottes heilende Liebe können wir das zu Ende gehende Jahr in Gottes Hände legen, auch die Ereignisse und Bilder, die uns in den zurückliegenden Monaten belastet haben.
Ich denke beispielsweise an Fukushima, an die atomare Katastrophe, ausgelöst durch ein Erdbeben – eine Katastophe, die uns an unsere menschlichen Grenzen erinnerten und die zumindest in Deutschland ein Umdenken in der Nutzung von Atomenergie ausgelöst hat. Oder denken wir an die Lebensmittelskandale, die uns vor Augen führetn, dass nicht alles gesund ist, was machbar ist und wenig kostet. Auch die noch anhaltende Finanzkrise, die so schwer zu durchschauen ist,macht uns deutlich, wohin es führt, wenn uns keine Werte, sondern nur noch die Gier nach mehr bestimmt.
In unserem heutigen Predigttext wird unser Blick auf Gott gerichtet, der uns in Jesus Christus auf ein Leben in Liebe hinweist, das sich in Werten wie Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und Solidarität zeigt. Was hülfe es dem Menschen,wenn er die ganze Welt gewänne, und nähme doch Schaden an seiner Seele.- so lautet ein Jesuwort und schon in der Schöpfungserzählung ist uns der Auftrag gegeben, die Erde zu bewahren und nicht zu zerstören. In der Bibel werden wir immer wieder neu aufgefordert, unser Leben vor Gott zu bedenken und uns an ihm und und an seinem Wort zu orientieren – so auch im heutigen Text, der mit den Worten beginnt: Was ergibt sich nun, wenn wir das alles bedenken? Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns? Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? In Jesus Christus zeigt sich uns Gott als Liebe. Hätte sich Jesus mit seiner Liebe mehr zurückgehalten, hätte er sich weniger für Menschlichkeit eingesetzt und die Liebe als einen freundlichen Zusatz angesehen – wie wir das tun -, wären ihm Leiden und Sterben in dieser Weise nicht zufallen. In ihm, in seinem Leben und Geschick, zeigt sich , was Liebe bedeutet: Sie ist eine Lebenshaltung, die sich in Wahrhaftigkeit, Achtsamkeit und Güte gegen jedermann äußert. Diese Liebe wird auch der letzte Maßstab sein, nach dem einmal unser Leben beurteilt wird. Im Blick auf die Beurteilung unseres Lebens sind wir oft selbst die strengsten Richter oder wir beurteilen uns danach, was andere von uns denken. Beides,das eigene Urteil und das der anderen, darf niemals zum letzten Maßstab gemacht werden. In unserem Text sagt Paulus: Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen? Gott ist es, der gerecht macht. Wer kann sie verurteilen? Christus Jesus, der gestorben ist, mehr noch: der auferweckt worden ist, sitzt zur Rechten Gottes und vertritt uns. Es ist befreiend, dass wir die letzte Beurteilung unseres Lebens Gott überlassen können! Und wenn Jesus Christus uns vertritt, wenn wir ihn zum Beistand haben, dann braucht es uns vor dem letzten Gericht nicht Angst zu sein. Zur Veranschaulichung möchte ich das Gesagte an einem Beispiel aus der Seelsorge verdeutlichen. Es war die Begegnung mit einem Arzt, der praktizierender Katholik war, dem aber die Ökumene am Herzen lag. Er ließ mich wenige Tage vor seinem Tod an sein Sterbebett rufen und sagte zu mir: „Ich glaube an den Gott der Liebe. Darum habe ich keine Angst vor dem Sterben. Dieser Gott der Liebe verbindet uns.“ Aus diesen Worten spricht ein Vertrauen, das um ein Gehaltensein in der Liebe Gottes weiß. Davon ist auch in der Mitte des Textes die Rede, wo es heißt: Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert. Manche Ausleger meinen, diese Aufzählungen auf besondere Verfolgungssituationen beschränken zu müssen. Ich denke, die aufgezählten Ereignisse und Gefährdungen sind Belastungen,denen auch wir, wenn auch in unterschiedlichen Situationen, ausgesetzt sind. Im Vertrauen auf Gott, der uns mit seiner Liebe trägt, auch wenn wir sie nicht zu spüren meinen, bekommen wir die Kraft, die wir brauchen – wie Paulus im Text auch ausdrücklich sagt: Doch all dies überwinden wir durch den, der uns geliebt hat.
Wie das aussehen kann , hat mir im Pflegeheim eine Frau gesagt, deren beide Beine
amputiert waren, die sich aber nicht unterkriegen ließ. Sie sagte mit einen Spruch, den ich mir merkte: „Der Stein, der in mein Garten fiel, hat einen tiefen Sinn, wenn ich ihn nicht versetzen kann, kann ich ihn überblühen.“ Gottes Liebe zeigt sich darin, dass wir immer wieder neu die Kraft bekommen, die wir zum Leben brauchen..
In diesem Vertrauen können wir getrost ins neue Jahr gehen, was immer es auch bringen mag in der Gewissheit, dass uns nichts weder der Tod noch das Schwere im Leben scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserem Herrn. Amen
Infos unter:
Erstellt am: 31.12.2011 01:33 Uhr