Zündfunke

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Montag, 09.01.12:
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Wie groß ist eigentlich Ihr Glaube? Und wissen Sie auch, wie groß in diesem Glauben ihre Gebete sind? Hoffentlich nicht größer als sie selbst – aber andererseits hoffentlich auch nicht kleiner. Das klingt recht komisch –  ich weiß – und ich meine förmlich zu spüren, wie Sie jetzt ihre Stirn in Falten legen. Aber denken Sie ruhig mal darüber nach. Viele Menschen tun dies nämlich nicht mehr. Sie werden nur recht traurig, wenn sie spüren, dass ihr Glaube und ihre Gebet nicht mehr zusammenpassen oder vielleicht auch nicht mehr zu ihnen passen? Entweder beides ist in ihnen zu groß geworden – oder aber – und das kommt viel häufiger vor, der Glaube und ihre Gebet sind zu klein geworden.

Menschen mit solchen Gedanken sagen häufig: „Ich kann nicht mehr beten – und wenn ich ehrlich bin, dann kann ich auch nicht mehr glauben.“ Und als Erklärung oder gar als Entschuldigung fügen sie dann hinzu: „Ja, früher, als Kind, da war halt alles viel einfacher. Da hab ich noch an den lieben Gott im Himmel geglaubt und habe abends mein Nachtgebet gesprochen. Aber heute…?“
Heute? Heute müssten eigentlich Glaube und Gebete wachsen und groß werden. Nicht in dem Sinne, dass Glaube und Gebete stärker, mächtiger und sicherer werden. Das ist zwar klasse, wenn es so ist; aber zunächst meine ich etwas anderes: Glaube und Gebete müssen so wachsen, wie auch wir selber wachsen. Sie müssen sich verändern, wie auch wir uns verändern und wie sich unser Leben verändert hat und immer weiter verändern wird. Dabei geht es mir nicht um eine beliebige oder gar billige Anpassung an die jeweiligen Umstände. Vielmehr meine ich: So wie sich eine Schlange häutet, so verändern sich auch Glaube und Gebet. Und wie die Schlange jedes Jahr wieder eine alte Haut abstreift, so wollen sich eben auch diese beiden Gesichtspunkte Glaube und Gebet immer wieder verändern. Es gibt doch, wenn wir ehrlich hinschauen, in unserem Leben immer wieder solche Häutungen, wo wir Altes abstreifen und zurücklassen. Solche Momente können wehtun, denn da verliere ich ja etwas, dass mir vertraut war, das ich lieb gewonnen hatte und das mich beschützt hat. Deshalb möchte man solchen Momenten gerne ausweichen oder sie gar ganz verdrängen, obwohl man lange schon spürt, dass es eigentlich jetzt „so weit“ ist.
Und wenn wir genau hinschauen, gibt es auch gar keine andere Möglichkeit. Denn wenn die Schlange sich nicht häuten würde, würde sie erstarren. Wenn mein Glaube und meine Gebete sich nicht verändern dürfen, dann erstarrt meine Seele und mein Herz erstickt. Aber wenn sie sich ändern, ja ändern dürfen, bleiben sie lebendig. Ich bin kein Kind mehr, und genau so möchte auch mein Glaube wachsen und groß werden können.  

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Erstellt am: 09.01.2012 19:05 Uhr

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