Zündfunke, 10.01.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Dienstag, 10.01.12:

Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
„Heute kann ich nicht mehr so beten und an Gott glauben wie früher“ – eine Erkenntnis von Menschen, über die ich ihnen gestern schon mal ansatzweise etwas gesagt habe. Und wenn jemand so etwas sagt, dann antworte ich gerne mit dem Satz: „Wie schön für sie!“ Manche empfinden diese Aussage als puren Spott und Hohn, weshalb ich natürlich diese Antwort immer sehr schnell zu erklären versuche.
Wenn jemand sagt, dass Kinderglaube und Kindergebete heute nicht mehr für ihn taugen, dann ist damit meistens eine Enttäuschung verbunden – und zugleich oft auch noch eine Entschuldigung. Eine Enttäuschung darüber, dass da etwas verloren oder auch kaputt gegangen ist, was früher eigentlich mal ganz schön war. Und eine Entschuldigung dafür, dass das jetzt eben nicht mehr so schön ist – weshalb man es auch nicht mehr praktizieren muss. Schließlich wollen wir nur gerne die Dinge tun, die schön sind und Spaß machen.

Dabei muss ich gestehen, dass ich es gar nicht als schlimm empfinde, wenn jemand als Erwachsener nicht mehr so glauben und beten kann wie als Kind. Denn für mich ist das ein Zeichen von Veränderung und Veränderungen bedeuten immer auch Leben. Also sind Glaube und Gebet durchaus lebendig, wenn sie heute in meinem Erwachsenenalter anders daherkommen, als damals, da ich noch ein Jugendlicher war. Denn: Alles, was lebt, verändert sich immer und immer wieder.
Dass sich etwas verändert, das kann aber auch eine belastende Erfahrung sein – wie so manches beim Erwachsenwerden. Und diese manchmal recht mühsamen Veränderungen hören ja auch nie auf, sondern gehen weiter bis ins hohe Alter, ja wohl noch durch den Tod hindurch. Da kann es deshalb auch immer wieder Zeiten geben, in denen mein Beten ganz verstummt und mein Glaube ganz leise wird. Das muss nicht heißen, dass der Glaube stirbt – im Gegenteil: Er verändert sich, sucht sich neue Formen und neue Worte, weil die alten Worte und Gewohnheiten, die alten Erkenntnisse und Gepflogenheiten mich derzeit nicht mehr weiterbringen und nicht durchhalten.
Bei solchen Veränderungen geht es mir nicht darum, das bisher Gewesene zu verurteilen, schlecht zu machen oder gar zu zerstören. Nein, das liegt mir fern. Ich werde nie ein schlechtes Wort über meinen Kinderglauben sagen, denn er hat mich in der Zeit meines Kindseins begleitet und getragen. Aber heute passt er nicht mehr. Und so, wie ich heute ja auch als Erwachsener behandelt werden möchte und nicht wie ein Kind, so sollen eben auch dieser Glaube und mein Beten wachsen dürfen. Wie sagt Paulus: „Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte ich wie ein Kind und urteilte ich wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war. Jetzt sehe ich rätselhafte Umrisse, aber am Ende werde ich Gott schauen von Angesicht zu Angesicht.“

Infos unter:

Erstellt am: 10.01.2012 19:09 Uhr

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