Zündfunke, 02.01. – 08.01.12

Gemeindereferentin Andrea Bolz
Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz

Montag, 02.01.2012
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Auch das neue Jahr 2012, das gerade mal in seinen 2. Tag aufbricht, gibt durchaus Anlass zur Zuversicht: Unsere Welt kann, muss und braucht nicht einfach so bleiben, wie sie nun mal ist. Sie ist immer, jetzt und heute verbesserungsfähig und erneuerbar.

 

Viele haben in diesen Tagen Erwartungen und Wünsche. Unser christlicher Glaube, der auf der Bibel gründet, verkündet allerdings keinen Gott, der unsere Wünsche sofort erfüllt – auch wenn wir ab und zu über solche Erfahrungen verfügen, oder meinen, es wäre so. Die biblische Botschaft spricht von dem Gott, der zu seinen Zusagen steht, auch wenn uns dieser Gott oft sehr fern zu sein scheint. Was das heißt, bringt der Apostel Paulus auf den Punkt: Er ist fest davon überzeugt, dass nichts und auch niemand imstande ist, uns von Gott und seiner Zuneigung zu trennen – was auch immer im Leben passieren mag (vgl. Römer 8,31-39). Gottes Zusagen zielen also auf ein endgültiges Gelingen von allem, was wir anpacken, hin. Derartige Anspielungen auf das Glücks sollten wir entdecken, zulassen und entfalten.
Viele sind mutlos, bereits wieder am Beginn eines neuen Jahres. Der Gott Jesu redet vom Anfangen, von einem Neubeginn und ermutigt uns, mit dem Frust und der  Lust auf den Untergang aufzuhören; der Faszination des Todes zu widersprechen; dafür auf die Zukunft hin, neu anzufangen. Dazu gibt es in jedem Leben immer wieder neue Chancen. Tag für Tag.
Viele reden in diesen Tagen – traurig oder resigniert – von „früher“ und von der „guten alten Zeit“. Der Gott Jesu verpflichtet uns nicht auf unsere Vergangenheit – weder persönlich, noch religiös oder gesellschaftlich. Seine Einladung heißt: Fürchtet euch nicht! Seid wachsam! Habt Vertrauen und Mut! Habt Zuversicht und Hoffnung! Blickt frohen Mutes in die Zukunft, die vor euch liegt!
Viele sind in diesen Tagen  bereit, sich für etwas einzusetzen, sich für andere zu engagieren. Der Gott Jesu nimmt uns beim Wort, bei seinem Wort: Ihr seid das Licht der Welt! Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid der Sauerteig, der Zucker, der Pfeffer, der Knoblauch … je nachdem, was man braucht, um so mancher Geschmacklosigkeit zu begegnen und dem Leben Geschmack zu geben. Es lohnt sich.
Für das beginnende Jahr 2012 wünsche ich Ihnen viel Gutes, von Gott und von den Menschen.
(nach einer Iddee von Michael Broch)
Dienstag, 03.01.2012
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Ein großes Bestreben vieler Mitmenschen ist nach wie vor, selbständig zu werden oder zu bleiben, tun und lassen zu können, was einem beliebt, stark aufzutreten, und ja keine Schwächen zu zeigen. Dabei sehnen sich viele Menschen gerade das Gegenteil herbei. Sie wollen nicht allein sein, sie wollen Gefühle zulassen, annehmen und zeigen können. Aber: das scheint nicht anzukommen in einer Gesellschaft, in der nur die Starken weiterkommen, und abfällig über eine sogenannte „Gefühlsduselei“ gesprochen wird. Gefühle zuzulassen und vor allem, sie zu zeigen, macht uns Menschen anfällig und verletzbar. Und die bereits gemachten schlechten Erfahrungen spielen bei unseren Überlegungen natürlich eine ganz gewichtige Rolle.
Bei Frisch – Verliebten scheint es zu funktionieren, bei spielenden Kindern ebenfalls, auch sie zeigen ihre Gefühle ganz offen, sie streiten, wann immer es ihrer Meinung nach passt, versöhnen sich aber auch ganz schnell wieder. Bei uns Erwachsenen klappt das allerdings nicht ganz so schnell und einfach. Vor allem Gefühle von Wut, Enttäuschung und Ärger stecken wir ganz und gar nicht so einfach nur weg, sondern berechnen unsere Reaktionen, überlegen, wie wir das möglichst Beste für uns heraus holen; wir fangen an, berechnend zu sein.
Und unsere religiösen Gefühle? Bei manchen liegen sie verschüttet, zugeschüttet durch unliebsame Begegnungen, schlechte Erfahrungen im Umgang mit Menschen der Kirche. Aber deshalb all die religiösen Gefühle ganz abstellen?
Ab und zu nehmen wir sie an – diese Gefühle – diese sentimentale Rückbesinnung auf vergangene Zeiten, da wollen wir sie zulassen, weil sie in unseren Lebensablauf gut hineinpassen, oder unsere Stimmungen ansprechen. Die weihnachtlichen Feiertage sind prädestiniert für solche Gefühle. Allerdings sollten den Gefühlen auch immer möglichst bald Taten folgen. Könnte nicht auch bei all den guten Vorsätzen für ein neues Jahr,  die Umsetzung der Gefühle in Taten ein Ziel für uns sein? Ich wünsche mir dies für Sie und für mich!

Mittwoch, 04.01.2012
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Da hat die neue Lehrerin doch tatsächlich noch Ideale. Die Schüler spüren bei dieser Frau, sie glaubt tatsächlich noch an etwas Großes. Ob nun an das Gute im Menschen, oder an Gott, oder an irgendetwas jedenfalls. Wir Erwachsene halten den jungen Leuten heute oft vor, keine Ideale mehr zu haben, dass sie nur in einer Spaßgesellschaft leben wollen, einen tollen, möglichst ruhigen, aber gutbezahlten Job möchten, usw.
Studien belegen, dass die Jugendlichen heutzutage unpolitischer und unsozialer geworden sind, dass sie keinen Ideologien mehr folgen, und sich nicht für die großen weltpolitischen Fragen interessieren.
Vereine und Kirchengemeinden klagen allüberall über das mangelnde Engagement auch der Kinder und Jugendlichen.
Vielleicht ist es ja wirklich so, dass die Ideale vom Weltfrieden, von globaler Gerechtigkeit oder dem Schutz der Umwelt erst wichtig werden, wenn man selber seinen Platz im Leben gefunden hat? Den zu finden wird aber immer komplizierter in einer Welt, die sich immer schneller verändert. Ist es da so abwegig, sich erst mal auf die Organisation des eigenen Lebens zu konzentrieren?
Welche Vorbilder haben denn die jungen Leute heute, in dieser Richtung? Und jetzt kommen wir wieder mit ins Spiel. Sind wir denn nicht genauso; der „fortlaufende“ Erfolg beim ehrenamtlichen Engagement ist in allen Altersgruppen zu verzeichnen.
Und wir sollten doch bereits unseren Platz im Leben gefunden haben.
Die eingangs erwähnte Lehrerin hat nie an Friedens- oder Antiatomkraftdemos teilgenommen oder sich in Bürgerinitiativen mit dem Staat gestritten. Aber ihren Platz im Leben, den hat sie schon lange gefunden, mit Werten, zu denen sie auch in ihrem Unterricht steht: Gerechtigkeit zum Beispiel oder Rücksichtnahme auf die Schwächeren. Die hat tatsächlich noch Ideale!

Donnerstag, 05.01.2012
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Die Geburt eines gesunden Kindes ist ein Ereignis, über das wir uns alle freuen können. Und von jenen, die es wissen müssen, weil sie dabei waren, wurde mir folgende Geschichte zugetragen:
Wie bei jedem freudigen Ereignis, so waren auch hier Gäste anwesend. Merkwürdige Gestalten, von denen es hieß, sie seien wohl bei jedem freudigen Ereignis zugegen. Insbesondere jene drei Gestalten, von denen man nicht so recht wusste, ob sie in Gestalt eines Clowns oder einer guten Fee auftreten.
Die erste trug ein buntes Flickenkleid und näherte sich langsam der Krippe. Zwar war sie wie ein Spaßmacher geschminkt, aber eigentlich wirkte sie eher nachdenklich. Erst als sie das Kind sah, huschte ein leises Lächeln über ihr Gesicht. Vorsichtig trat sie an die Krippe heran und streichelte dem Kind zärtlich über das Gesicht.  „Ich bin die Lebensfreude“, sagte sie. „Ich komme zu dir, weil die Menschen nichts mehr zu lachen haben. Sie haben keinen Spaß mehr am Leben. Alles ist so bitterernst geworden.“ Dann zog sie ihr Flickengewand aus und deckte das Kind damit zu. „Es ist kalt in dieser Welt. Vielleicht kann dich dieser Mantel wärmen und schützen.“
Darauf trat die zweite Gestalt vor. Wer genau hinsah, bemerkte ihren gehetzten Blick und spürte, wie sehr sie in Eile war. Als sie aber vor das Kind in der Krippe trat, schien es, als falle alle Hast und Hektik von ihr ab. „Ich bin die Zeit“, sagte die Gestalt und streichelte dem Kind zärtlich über das Gesicht. „Eigentlich gibt es mich kaum noch. Die Zeit, sagt man, vergeht wie im Flug. Darüber haben die Menschen aber ein großes Geheimnis vergessen. Zeit vergeht nicht, Zeit entsteht. Sie wächst wie Blumen und Bäume. Sie wächst überall dort, wo man sie teilt.“ Dann griff die Gestalt in ihren Mantel und legte ein Stundenglas in die Krippe. „Man hat wenig Zeit in dieser Welt. Diese Sanduhr schenke ich dir, weil es noch nicht zu spät ist. Sie soll dir ein Zeichen dafür sein, dass du immer so viel Zeit hast, wie du dir nimmst und anderen schenkst.“
Morgen am Tag der Heiligen Drei Könige wird dann auch noch die dritte Gestalt zum Kind treten.

Freitag, 06.01.2012
Einen wunderschönen guten Morgen, an diesem drei Königstag, liebe Schwestern und Brüder!
Sind Ihnen die Gestalten der Lebensfreude und der Zeit noch ein Begriff, die bereits gestern den Weg zur Krippe angetreten hatten? Heute also kommt auch noch die dritte Gestalt an die Reihe. Die hatte ein geschundenes, vernarbtes  Gesicht, so als ob sie immer und immer wieder geschlagen worden sei. Als sie aber vor das Kind in der Krippe trat, schien es, als heilten die Wunden und Verletzungen, die ihr das Leben zugefügt haben musste. „Ich bin die Liebe“, sagte sie und streichelte ebenfalls dem Kind zärtlich über das Gesicht. „Es heißt, ich sei viel zu gut für diese Welt. Deshalb tritt man mich mit Füßen und macht mich fertig.“ Während die Liebe so sprach, musste sie weinen und drei dicke Tränen tropften auf das Kind. „Wer liebt, hat viel zu leiden in dieser Welt. Nimm meine Tränen. Sie sind, wie das Wasser, das den Stein schleift. Sie sind wie der Regen, der den verkrusteten Boden fruchtbar macht und selbst die Wüste zum Blühen bringt.“
Da verbeugten sich die Lebensfreude, die Zeit und die Liebe vor dem Kind. Das Kind aber schaute die drei an, als ob es sie verstanden hätte.
Dann wandte sich die Liebe um und sprach zu den Menschen, die dabeistanden: „Dieses Kind wird viel von seiner Zeit anderen opfern und es wird viel leiden müssen, weil es so leidenschaftlich lieben wird. Aber durch seine Lebensfreude und weil es seine Zeit und Liebe verschwendet, wird diese Welt nie mehr so wie früher sein. Wegen diesem Kind steht die Welt unter einem neuen, guten Stern, der alles andere in den Schatten stellt.“
Die drei Gestalten feierten noch einige Zeit mit den Menschen und verschwanden irgendwann so unmerklich wie sie gekommen waren. Die Menschen aber, die all das miterlebt hatten, dachten noch lange über all diese rätselhaften Worte nach . . .  
(im Internet gefunden)

Samstag, 07.01.2012
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Stellen Sie an sich selbst auch den Anspruch, möglichst perfekt zu sein? Möchten Sie immer der oder die Beste sein und sind Sie selbst Ihr gnadenlosester Kritiker? Dann befinden Sie sich in guter Gesellschaft, denn das geht sehr vielen Menschen so. Leider. Denn so ein Perfektionsanspruch ist ein sehr sicheres Mittel, es sich selbst nicht nur schwer zu machen, sondern auch eine Garantie dafür, dauerhaft unglücklich zu sein.
Wer sehnt sich nicht danach, geliebt und angenommen zu werden? Schon früh als Kinder lernen wir, dass diejenigen das meiste Lob und die größte Anerkennung bekommen, die gute Leistungen bringen. Wir lernen damit, den                                                                                                                                                             Wert unserer Leistungen – und in einem zweiten Schritt dann auch den unseres Lebens – an anderen zu messen. Wir glauben, dass, wenn wir nur gut genug wären, so gut wie eben die anderen, würden wir endlich von allen geliebt und angenommen werden. Und so vergleichen wir uns ständig mit anderen. Wir schielen nach deren Leistungen und Erfolgen und möchten genau das auch erreichen. Nur nicht schlechter sein, nur nicht versagen. Bald reicht dann das aber nicht mehr aus, nein, wir wollen besser sein als alle anderen. Darüber geraten wir in einen ständigen Wettkampf. Und irgendwann spüren wir, dass wir dieses unser Idealziel nie wirklich erreichen können. Das beginnt dann zu schmerzen. Der Druck, den wir uns da zumuten, führt unweigerlich zu noch größerem Scheitern.
Was also ist zu tun? Eigentlich hört es sich ganz einfach an: es gibt einfach keinen Perfektionismus, weil wir alle Menschen sind, und Menschen nun mal Fehler machen, und auch Fehler machen dürfen. Wir sind sehr sensible Wesen mit verschieden Stimmungen und einem Meer von Gefühlen. Das wohl größte und wichtigste Gefühl der Menschen, die Liebe, kann aber nicht durch ein großes Maß an Perfektion erreicht werden. Liebe ist immer ein Geschenk, ein Geschenk, das ich jenen geben will, von denen ich glaube, dass sie sich darüber freuen. Auch wenn es „nur“ eine kleine Gabe ist. Einem anscheinend perfekten Übermenschen meine Liebe zu schenken fällt schwer; einem liebenswerten Menschen – trotz seiner Fehler – meine Liebe zu schenken, ist da schon da einfacher und vor allem schöner, denn von ihm kommt Liebe zurück.


Sonntag, 08.01.2012
Einen wunderschönen Sonntagmorgen liebe Schwestern und Brüder!
Erinnern sie sich an meine Überlegungen von gestern, über  den Drang der Menschen nach Perfektionismus? Mit einer Geschichte von 2 Wasserkrügen  aus Indien möchte ich das Thema noch einmal aufgreifen:
Es war einmal ein Wasserträger in Indien. Auf seinen Schultern ruhte ein schwerer Holzstab, an dem rechts und links je ein großer Wasserkrug befestigt war. Nun hatte einer der Krüge einen Sprung. Der andere hingegen war perfekt geformt und mit ihm konnte der Wasserträger am Ende seines langen Weges vom Fluss zum Haus seines Herren eine volle Portion Wasser abliefern. In dem kaputten Krug war hingegen immer nur etwa die Hälfte des Wassers, wenn er am Haus ankam. Volle zwei Jahre lieferte der Wasserträger seinem Herrn einen vollen und einen halbvollen Krug. Der perfekte der beiden Krüge war natürlich sehr stolz darauf, dass der Wasserträger in ihm immer eine volle Portion transportieren konnte. Der Krug mit dem Sprung hingegen schämte sich, dass er durch seinen Makel nur halb so gut war wie der andere Krug. Nach zwei Jahren Scham hielt der kaputte Krug es nicht mehr aus und sprach zu seinem Träger: „Ich schäme mich so für mich selbst und ich möchte mich bei dir entschuldigen.“ Der Wasserträger schaute den Krug an und fragte: „Aber wofür denn? Wofür schämst du dich?“ „Ich war die ganze Zeit nicht in der Lage, das Wasser zu halten, so dass du durch mich immer nur die Hälfte zum Haus deines Herrn bringen konntest. Du hast die volle Anstrengung, bekommst aber nicht den vollen Lohn, weil du immer nur anderthalb statt zwei Krüge Wasser ablieferst.“ sprach der Krug. Dem Wasserträger tat der alte Krug leid und er wollte    ihn trösten. So sprach er: Achte gleich einmal, wenn wir zum Haus meines Herren gehen, auf die wundervollen Wildblumen am Straßenrand.“ Der Krug konnte daraufhin ein wenig lächeln und so machten sie sich auf den Weg. Am Ende des Weges jedoch fühlte sich der Krug wieder ganz elend und entschuldigte sich erneut zerknirscht bei dem Wasserträger.                                                                                  Der aber erwiderte: „Hast du die Wildblumen am Straßenrand gesehen? Ist dir aufgefallen, dass sie nur auf deiner Seite des Weges wachsen, nicht aber auf der, wo ich den anderen Krug trage? Ich wusste von Beginn an über deinen Sprung. Und so habe ich einige Wildblumensamen gesammelt und sie auf Deiner Seite des Weges verstreut. Jedes Mal, wenn wir zum Haus meines Herrn liefen, hast du sie gewässert. Ich habe jeden Tag einige dieser wundervollen Blumen pflücken können und damit den Tisch meines Herrn dekoriert. Und all diese Schönheit hast du geschaffen.“
(Autor unbekannt, im Internet gefunden)

Infos unter:

Erstellt am: 02.01.2012 07:51 Uhr

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