Zündfunke, Samstag 14.01.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Samstag, 14.01.12:
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Dass Jesus seine Zuhörer liebt, das ist uns bekannt. Aber mehr noch liebt er wohl seine Zuhörerinnen. Also jene, die sich hinsetzen und seinen Worten lauschen. Ich sage das, weil ich das der Bibel selbst entnehme. Kennen sie die Geschichte von Maria und Martha? Da wird das deutlich.

Jesus kam in ein Dorf zu zwei Schwestern. Die eine, Maria, setzte sich ihm zu Füßen und hörte mehr als aufmerksam zu, was er zu sagen hatte. Martha dagegen begrüßte ihn nur ganz kurz und eilte dann sofort in die Küche. So ganz nach dem Motto: Einem so wichtigen Gast muss man doch etwas vorsetzen, etwas besonderes machen. Und so machte sie sich viel zu schaffen, um ihm – wie es in der Bibel heißt – zu dienen. Also: Kochen, backen, Braten, Servieren – eben das ganze Programm. Und als dann der Braten so vor sich hin brutzelte und das Wasser im Kessel anfing zu kochen, da erging es der Martha wie jeder anderen Köchin eben auch, sie hätte gerne noch ein paar Hände mehr gehabt, die ihr beistehen und helfen. Maria z.B.! Wo steckt denn die schon wieder? Wahrscheinlich hat sie es sich mal wieder bequem gemacht. Typisch!
Also stellt sie sich in die Küchentür und wendet sich direkt an Jesus: „Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt?“ Und wenn die liebe Schwester ihm schon so zu Füßen sitzt, dann soll er’s ihr ruhig mal deutlich sagen. Deshalb sagt Martha an ihn gewandt weiter: „Sag ihr doch, sie soll mir helfen!“ Sie selbst hatte das ja schon aufgegeben zu sagen. Und siehe da, Jesus spricht tatsächlich. Aber wie war das gleich? „Martha, Martha, du machst dir viele Sorgen und Mühen.“ Dabei nickt Martha. Ja, das hat er gut gesagt und er hat mich verstanden. Aber dann – ich kann mir lebhaft vorstellen, wie sie da die Augen zum Protest aufgerissen hat, als Jesus fortfährt: „Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.“ Jesus weigert sich quasi, Maria zu ihrer Schwester in die Küche zu schicken. Kochen und Dienen ist nicht verkehrt, und Sorgen und Mühen nicht falsch. Aber da gibt es eben auch noch einen anderen Teil. Das Sitzen und Zuhören. Worte statt Taten. Das ist der „gute Teil“, aber nicht unbedingt der leichtere Teil. Und alle, die sich schon einmal die Mühe gemacht haben, einem anderen Menschen wirklich zuzuhören, die wissen, wie anstrengend das ist. Wirklich ganz von sich absehen; dem anderen zu-hören und nicht ins Wort fallen. Ich möchte mal behaupten, dass eine halbe Stunde solchen Zuhörens durchaus schwerer sein kann, als einen Braten zu machen.
Jesus liebt Zuhörerinnen. Wenn wir wollen, dann können auch wir ihm wirklich dienen. Z.B. mit einem solchen Zuhören wie Maria. Hinsetzen und nichts tun. Ihm nicht ins Wort fallen – und aufmerksam sein auf den, der jeden Tag zu uns spricht, den wir aber wegen anderem oft nicht hören oder nicht wirklich wahrnehmen. In diesem Sinne – Danke, dass sie ihre Lauscher jetzt auf Empfang hatten!

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Erstellt am: 14.01.2012 21:26 Uhr

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