Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
„Nach mir die Sintflut“ – das soll eine Mätresse des französischen Königs Ludwig XV. lautstark ausgerufen haben, als im Jahre 1757 ein Heer aus Franzosen und anderen Truppen von Friedrich dem II. von Preußen in der Schlacht bei Rossbach besiegt wurde.
„Nach mir die Sintflut“, das ist auch eines jener vielen Sprichwörter, die wir quasi wie selbstverständlich oft täglich gebrauchen oder hören, ohne uns dabei auch nur im geringsten daran zu erinnern, dass dieses Sprichwort biblischen Ursprungs ist bzw. solche Redensarten oft einer Jahrtausenden alten jüdisch-christlichen Überlieferung entstammen.
„Nach mir die Sintflut“, das sage ich z.B., wenn mir mal etwas völlig gleichgültig ist oder ich mir keine Gedanken darüber machen will, was einmal nach mir kommt, wie es nach mir weiter geht oder auch, was ich womöglich durch mein Tun oder auch durch mein Lassen anrichte. In solchen Momenten sage ich also sehr gelassen etwas, was in der Bibel das Schlimmste bedeutet: Der Untergang der Menschheit und der ganzen Schöpfung durch eine große Überschwemmung, die alles hinwegfegt, was sich ihr in den Weg stellt. Menschliche Überheblichkeit und auch Verdorbenheit hatten in der Bibel diese Flutkatastrophe, die Sintflut, provoziert und ausgelöst.
Nun will der Gott der Bibel aber nicht den Tod aller Menschen, aller Tiere oder den kompletten Untergang seines Schöpfungswerkes. Er will das Leben; will, dass menschliches Leben und Zusammenleben gelingt und gut wird, und dass wir verantwortlich mit unseren Mitgeschöpfen, den Tieren und Pflanzen umgehen. Das wird deutlich an der Person des Noah, der uns im Zusammenhang mit dieser Sintfluterzählung vielleicht noch bekannt ist. Noah war in den Augen Gottes ein gläubiger und gerechter Mann. Deshalb ließ er ihn einen großen Kahn bauen, in dem Noah’s Familie und Paare jeder Tierart Platz hatten, um diese große Flut zu überleben. Schon allein diese Tatsache zeigt, dass Gott Frieden mit den Menschen und mit seiner Schöpfung will. Und ein Zeichen seines Friedenswillens ist die Taube, die am Ende der großen Flut mit einem Olivenzweig im Schnabel zu diesem Kahn zurückfliegt und somit deutlich macht, dass das Ende der Flut gekommen ist.
Gott will also einen neuen Anfang. Zum Zeichen dafür schließt er einen Bund mit Noah und all dessen Nachkommen – also auch mit uns. Er sagt: „Hiermit schließe ich meinen Bund mit euch und mit euren Nachkommen und mit allen Lebewesen bei euch. Ich will die Erde wegen des Menschen nicht noch einmal verfluchen. So lange sie besteht, sollen nicht aufhören Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ Und zum Symbol dieses Bundes erwählte Gott den Regenbogen; vielleicht auch ein Hinweis dafür, dass Gott das Bunte, die Vielfalt und die Phantasie liebt.
Wenn ich also heute sage: „Nach mir die Sintflut!“, dann überschätze ich mich mal wieder ganz gewaltig. Denn von den Untaten eines Einzelnen geht – Gott-sei-Dank – nicht gleich die ganze Menschheit oder die ganze Schöpfung unter. Da glaube ich fest an die Zusage Gottes – und Sie?
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Erstellt am: 31.01.2012 11:42 Uhr