Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
Viktor Frankl, der Begründer der sinnzentrierten Psychotherapie, spricht von zwei Grundfähigkeiten des Menschen, die ihn vom Tier unterscheidet.
Der Mensch kann über sich hinausgehen und sich für andere oder für eine Sache engagieren. Das ist die Fähigkeit des Menschen zur Selbsttranszendenz.
Der Mensch kann auch auf Distanz gehen – zu sich selbst, zu anderen , zu dem, was ihn belastet. Frankl spricht hier von der Fähigkeit zur Selbstdistanzierung, die heilsam ist und sich beispielsweise im Humor äußern kann.
Im Klinikpfarramt, in der Begegnung mit alten und behinderten Menschen habe ich Humor als etwas Heilsames und Befreiendes schätzen gelernt. Es war befreiend, wenn wir bei Feiern im Altenheim und im Behindertenzentrum miteinander gelacht haben. Ich erinnere mich an eine Gruppe von Rollstuhlfahrern, die auf die Melodie “Ja , wir sind mit dem Radl da“ bei einer Feier „Ja, wir sind mit dem Rollstuhl da“ gesungen haben.
„Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ so heißt es treffend in einem Sprichwort. Ja, selbst in extremen Situationen, wo wir mit Worten schwer tun, kann Humor befreiend und lösend sein.
Das habe ich einmal im Krankenhaus erlebt, als ich einen 85 jährigen Patient begleitete, der in der letzten Phase seiner Tumorerkrankung weitere Therapiemaßnahmen ablehnte. Da er offen vom Tod sprach, nach dem er sich sehnte, fragte ich ihn, ob er keine Angst davor hätte. Da antwortete er auf meine Frage, was bei mir und ihm ein Lächeln auslöste: „Ach Herr Pfarrer, vor 17 Jahren ist meine Frau gestorben, Und wenn ich jetzt komme, sagt sie: Wo hast du dich so lange herum getrieben?“
In dieser Antwort kommt mit Humor eine Hoffnung zum Ausdruck, die über den Tod hinausreicht und an der wir uns als Christen festhalten können. Ich wünsche mir und Ihnen, dass wir bei allen Belastungen des Lebens den Humor nicht verlieren.
Samstag 11.02.2012
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
alles was wir denken und sagen, hat seine Wirkung. Das gilt besonders von unseren Worten, die wir einander sagen.
Worte können können kränken und verletzen, sie können auch heilen und wichtige Impulse für das Leben geben.
Dass wir durch unsere Worte bleibende Eindrücke hinterlassen, die für das Leben prägend sein können, daran wurde ich einmal durch zwei Konfirmandinnen erinnert. Sie schenkten mir zum Abschluss des Unterrichts eine selbstgemachte Lampe und legten eine Karte bei mit den Worten:“Wenn es einmal in Ihrem Leben dunkel wird, können Sie mit der Lampe Licht machen.
Sie haben uns einmal in der Grundschule gesagt: Man kann mit einem kleinen Licht einen ganzen dunklen Raum erleuchten, aber nicht umgekehrt. Ein kleines Licht genügt, um die Dunkelheit unwirksam zu machen“.
Im Nachhinein fiel mir ein, dass wir morgens, als es noch dunkel war, uns im Stuhlkreis um eine Kerze versammelten. Es war nur eine kleine Kerze, die das dunkle Klassenzimmer erleuchtete.
An das Licht anknüpfend erzählte ich damals den Grundschulkindern, dass ich mir so Gottes Wirken in unserem Leben vorstellen könnte. Wie die kleine Kerze einen großen dunklen Raum erleuchtet, so wirkt Gott in unserem Leben als Licht, das uns Orientierung gibt und uns vom Dunkel der Angst befreit.
Auch wenn man viele Säcke voll von Dunkelheit über die Kerze schütten würde, sie könnten das Licht nicht am leuchten hindern.
Was ich vergessen hatte, daran haben mich die beiden Konfirmanden nach Jahren wieder mit der Lampe und den Dankesworten erinnert. Mit wurde durch dieses Geschenk bewusst, dass alles im Leben seine Wirkung hat und bleibende Eindrücke hinterlassen kann, auch da, wo wir es zunächst nicht merken.
Ich wünsche mir und Ihnen Begegnungen in Achtsamkeit und Güte, um jenen Herrn zu bezeugen, der von sich gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt.“.
Freitag 10.02.2012
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
alles im Leben, Helles und Dunkles, kann uns verhelfen, auf innerem Wege zu wachsen und zu reifen. Das gilt auch von Menschen, die uns schwerfallen und die auf unsere Hilfe angewiesen sind.
Jesus hat einmal gesagt: „Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, was tut ihr da Besonderes? Tun das nicht die Heiden auch?!“
In der Seelsorge, in der Begegnung mir schwierigen Menschen, habe ich des öfteren an dieses Jesuwort gedacht. Bibelworte brauchen der regelmäßigen Einübung, um uns zu einer veränderten Einstellung zu verhelfen.
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an eine psychisch kranke Frau, die mich jahrelang zu meinen wöchentlichen Andachten in die Klinik begleitet hat. Von ihr habe ich gelernt, wie schwer es sein kann, mit einer psychischen Erkrankung leben zu müssen, für sie selbst und auch für die Menschen, die sie begleiten.
Als ich einmal in einer Andacht über die Liebe Gottes predigte, die ich übrigens für den Kern unseres christlichen Glaubens halte, wurde ich von ihr unterbrochen mit den Worten: „Das stimmt nicht, was Sie da predigen.
Ich spüre nichts von der Liebe Gottes“. Ich weiß zwar nicht mehr ganz genau, was ich damals antwortete, aber dem Sinn nach sagte ich ihr: „Ich glaube Ihnen, dass Sie nichts von der Liebe Gottes spüren, aber auch Sie sind in der Liebe Gottes gehalten wie die Sonne scheint, auch wenn ihre Strahlen von Wolken verdeckt sind.
Liebe und Zuwendung, auf die Jesus in seiner Botschaft wiederholt hinweist, will in menschlichen Beziehungen gelebt und durchgehalten werden, gerade auch bei Menschen, die anders sind als wir.
Liebe macht vieles ertragbar, zumindest erträglicher.
Wenn wir nur die lieben, die uns lieben, tun wir in der Tat noch nichts Besonderes. Denn die Liebe, die Jesus meint, gilt allen Menschen, die in Not sind und denen wir helfen können.
Infos unter:
Erstellt am: 13.02.2012 18:57 Uhr