Zündfunke, Dienstag, 13.03.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
So eine Geschichte glaubt einem eigentlich keiner; höchstens an einem Freitag dem Dreizehnten. Nun ist zwar heute nicht Freitag, aber der 13. Deshalb will ich sie Ihnen eben auch nicht vorenthalten. Da macht also ein älteres Ehepaar einen Sonntagsauflug. Am Autobahnparkplatz oberhalb der Mosel führt ER den Dackel Gassi und SIE verschwindet kurz ins Gebüsch.
Er lädt den Hund wieder ein, setzt sich ans Steuer und braust los. Erst zu Hause stellt er fest: Hoppla, meine Frau fehlt. Spät abends haben die beiden sich dann wieder auf einer Polizeiwache in die Arme geschlossen, versöhnt mit diesem Missgeschick. Und dann klärt sich langsam alles auf: Es war dunkel, er hat nicht gesehen, dass sie fehlt – weil normalerweise steigt sie ja auch nicht aus. Und weil es schon spät wurde, fuhr er halt los – ohne sich zu vergewissern, dass sie tatsächlich im Auto sitzt.
Jetzt könnte man ja sagen: Himmel, wie wird es uns wohl gehen, wenn wir selber mal alt sind. Wobei das wohl keine Frage des Alters ist, denn es hat ja auch schon ein leibhaftiger Minister mal seine Frau an der Raststätte „vergessen“ und erst nach einer Stunde Fahrzeit deren Fehlen bemerkt. Dabei war er nicht allein, nein – auch der Fahrer hat es nicht bemerkt. Himmel noch mal, was es nicht alles gibt. Apropos Himmel! Manche Menschen haben nicht nur ihre Liebe an der Raststätte vergessen – nein, manche Menschen haben auch Gott verloren oder zumindest den Glauben an ihn. Vielleicht geht das ja ähnlich. Da hat man gar nicht wahrgenommen, gesehen oder gespürt, dass man allein ist. Man stellt fest: Alles ok – ich vermisse nichts. Und dann ist ja normalerweise auch alles in Ordnung. Man lebt weiter, obwohl es gerade keinen Gott zu geben scheint.
Bis jetzt bin ich mir ziemlich sicher gewesen: Irgendwie würde ich es spüren, wenn meine Frau oder einfach ein mir vertrauter Mensch nicht in der Nähe ist. Wenigstens würde ich mal fragen: „Warum bist du so still?“ oder auch: „Fährst du weiter oder ich?“ Aber wer weiß schon, wie das in ein paar Jahren sein wird. Na ja – wenigstens vornehmen kann ich mir ja, dass mir so etwas nicht passieren kann und soll. Genau deshalb ist es aber wichtig, bereits heute zu üben. Im Gespräch miteinander zu bleiben, sozusagen auf Tuchfühlung zueinander zu sein. Und was für den Menschen gilt, der an meiner Seite lebt und mich kennt wie kein anderer, das gilt in gleicher Form wohl auch für Gott. Also: Augen und Mund auf, damit sie den Menschen nicht übersehen, den sie lieben und auch Gott nicht!  

Infos unter:

Erstellt am: 13.03.2012 19:45 Uhr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert