Zündfunke, Sonntag, 18.03.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
 
Einen wunderschönen Sonntagmorgen wünsch ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder!
Weil er mir so ans Herz gewachsen ist, möchte ich gerne dem Menschen, dessen Gedenktag die Kirche morgen feiert und der doch in der Thematik der Fastenzeit oft untergeht, bereits heute ein paar Gedanken schenken.
Josef – wer war das eigentlich? Sicherlich kommt Ihnen jetzt in den Sinn, dass er der Mann von Maria und somit der Vater von Jesus war. Er übte den Beruf eines Schreiners in der kleinen Stadt Nazareth aus und er wird in den biblischen Texten der Kindheitsgeschichte Jesu des Öfteren genannt. Später findet er keine Erwähnung mehr – hat er in den Augen der Evangelisten keine Rolle mehr gespielt. Wann er gestorben ist und wie alt er wurde – all das ist nicht bekannt.
Josef – das ist also der Mann am Rande, im Schatten, in der Anonymität; eine schweig-same und verborgene Gestalt. Der Mann, der sich aufmacht und geht, wenn Gottes Wort ihn ruft. So wird berichtet, dass er zu Maria steht, als sie mit Jesus schwanger ist. Im Stall von Bethlehem teilt er das ärmliche Dasein mit den beiden. Er flieht mit ihnen nach Ägypten, als man Jesus nach dem Leben trachtet. Und gemeinsam mit Maria sucht er den jungen Jesus, als dieser bei der Wallfahrt nach Jerusalem im dortigen Tempel zurückbleibt. Wie Maria versteht wohl auch Josef vieles nicht, was in dem eigenwilligen Leben Jesu vor sich geht. Trotzdem sorgt er geduldig und bescheiden für ihn. Warum er das alles tut? Das bleibt wohl sein Geheimnis.
Nun wissen wir nicht, wie sich Josef gegenüber Jesus als Vater bewährt hat. Aber viel-leicht hat er doch ein wenig diese innig-vertrauensvolle Weise mitgeprägt, in der Jesus dann während seines öffentlichen Auftretens immer wieder von seinem himmlischen Vater spricht.  
An dieser Gestalt des Josef, da hat das Wort „anonym“ für mich eine ganz neue Bedeutung erhalten. Normalerweise ist es ja in unseren Gedanken negativ besetzt. Wenn wir uns z.B. in der großen Masse verstecken; wenn wir nicht Farbe bekennen; wenn wir tun, was man halt so tut; wenn wir im gesellschaftlichen Strom mit schwimmen. Von Wert und Bedeutung scheint nur das zu sein, was im öffentlichen Rampenlicht geschieht und Schlagzeilen macht. Aber ist das die ganze Wirklichkeit?
Menschliches Leben und Zusammenleben gelingt doch erst, wenn wir uns im Alltag aufmerksam begegnen, miteinander ins Gespräch kommen, uns aneinander und miteinander freuen. Großes geschieht vor allem dort, wo wir einander verzeihen, uns versöhnen, Mut machen, trösten und uns um ein menschenfreundliches Klima bemühen. Aber genau das geschieht doch weithin in aller Stille – bleibt zumeist „anonym“, ungenannt. „Die wahre Würde des Menschen ermisst sich nicht am Flittergold betörender Erfolge, sondern an der inneren Einstellung und am guten Willen des Einzelnen.“ Das sagte der unvergessene Papst Johannes XXIII. – ich finde, ein gutes Wort auch für uns heute.

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Erstellt am: 18.03.2012 12:48 Uhr

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