Zündfunke, Freitag 20.04.12

Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
„Nur wenn ich mich selbst fühle, kann ich auch mitfühlen“.
Ich weiß nicht, wo ich diesen Satz gelesen habe, aber er trifft mich. „Nur wenn ich mich selbst fühle, kann ich auch mitfühlen.“ Umgekehrt: Wenn ich mich selbst nicht fühle – nicht spüre, kann ich auch kein Mitgefühl für Andere haben. Dadurch lässt sich einiges erklären.
Vielleicht sogar manche Gefühllosigkeit und Rücksichtslosigkeit. Es muss ja nicht immer nur boshaft sein, wenn jemand gefühllos ist. Vielleicht ist er oder sie innerlich so angefüllt mit allem möglichen, dass er gar nicht offen sein kann, gar nicht fähig ist zu fühlen oder gar mitzufühlen. Der drängelnde Autofahrer im Terminstress oder die überlastete Lehrerin, die nur noch auf Abwehr schaltet. Es gibt so viele Gründe dafür, dass jemand kein Mitgefühl mehr hat, oder mehr haben kann. Zuviel Leid, zu viel seelische Belastungen gehören dazu. Wenn es absolut zu viel wird, beginnt sich die Seele zu schützen und schaltet auf immun. Allerdings kommt das nicht von heut auf morgen. Es gibt genügend Vorstufen der selbsterhaltenden Gefühllosigkeit. Und obwohl sie meistens ein Selbstschutz ist, ist sie auch immer ein Warnsignal, ein Warnsignal dafür, dass etwas getan werden muss oder eben nicht getan werden soll. Zu viel Arbeit, zu viel Alltagskarussell, zu viel Hamsterrad, in dem man unaufhörlich nur funktioniert, können zu dieser Art von Gefühllosigkeit führen. Zu wenig Zeit für sich selbst, zu wenig Zeit für die eigenen Gefühle, zu viel schiefgelaufen in der eigenen Vergangenheit.  „Ausmisten“, könnte man das nennen, oder den Schutt von der Seele schaufeln“, wenn ich mir Zeit für meine Gefühle, für mein Leben nehme. Bestenfalls so viel, dass ich das Kind in mir freischaufeln kann und tiefe, längst verschüttete Gefühle wiederbelebe, mich an mein eigenes Scheitern erinnere, Traurigkeit und auch Glücksgefühlen nachspüren kann. Wenn ich so wieder näher an mir selbst dran bin, dann werde ich auch wieder fähig, Gefühle für andere zu haben. Das ist gut und überlebensnotwendig für ein menschliches Miteinander. Trotzdem kann Mitgefühl  gefährlich werden, wenn es zu viel wird. Trauer und Traurigkeit können auch ansteckend sein. Deshalb ist es ganz wichtig, sich die Not und das Leid der Anderen nicht völlig zu Eigen zu machen. Sich zwar berühren zu lassen, aber nicht darin aufzugehen. Denn auch so hat der Spruch seine Richtigkeit: Nur wenn ich auch bei mir bleibe und mich selbst spüre, kann ich so mitfühlen, dass es den Anderen hilft und mir nicht zu viel wird.

Infos unter:

Erstellt am: 20.04.2012 05:42 Uhr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert