Einen wunderschönen Sonntagmorgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
„Name ist wie Schall und Rauch“ – sagt man. Dieser Spruch gefällt mir nicht. Er passt nämlich genau in eine Welt, in der wir oft nicht mehr mit Namen benannt, sondern mit Zahlen nummeriert werden, so wie hier auf den Kanaren. Jeder Einwohner und Residente erhält eine sogenannte NIE – Nummer, die ich mir bis heute nicht merken will. Dass ich sie nach nun bereits 13 Jahren hier auf der Insel immer noch nicht auswendig kann, verwundert nicht nur den Postboten immer wieder aufs Neue. Menschen sind keine Zahlen. Zahlen sind berechenbar, Menschen nicht. Für mich sind Zahlen Schall und Rauch, aber nicht der Name.
Wenn Gott durch den Propheten Jesaja sagt: „Fürchte dich nicht . . . ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir.“ (43,1) – dann ist das nicht besitzergreifend, nicht verfügend gemeint, ganz im Gegenteil: Gott schenkt und schützt unsere Freiheit und Würde, unsere Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit. Selbst Gott hat Namen – tausend Namen in aller Welt und tausend Gesichter bei allen Menschen. Wir können ihn auf vielfältige Weise ansprechen, verehren und anbeten. In der Bibel gibt sich Gott selbst einen Namen: „Jahwe“ – das heißt: „Ich werde der sein, der immer für euch da sein wird.“ (Exodus 3,14) Mit diesem, seinem Namen signalisiert Gott uns Menschen, dass er unser Wegbegleiter sein will. Er möchte uns ein Gegenüber sein, zu dem wir „Du“ sagen können. Allerdings entzieht sich Gott gleichzeitig auch jedem menschlichen Zugriff. Sein Name besagt also Nähe und Rätsel zugleich.
Jesus ist es, der dem Namen Gottes seine ganz persönliche Note gibt. Er nennt Gott „Abba“ – das heißt „Vater“ und sehr liebevoll einfach „Papa“. Und er meint, wir sollten Gott auch so ansprechen.
Und so betet Jesus einmal: „Vater, ich habe ihnen deinen Namen offenbart . . . bewahre sie nun in deinem Namen.“ (Johannes 17,6a.11b) In seinem Namen bewahrt sein – das heißt für mich: Ich bin einzigartig und einmalig vor Gott und in dieser Welt. Er hält mich – was immer in meinem Leben geschieht; er hält mich in all meinen Höhen und Tiefen. Und genau dadurch hilft er mir, mein Leben zu bestehen.
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Erstellt am: 22.04.2012 05:49 Uhr
