Zündfunke, Dienstag 24.04.12

Einen wunderschönen guten Morgen!
Jonas und Daniel hassten sich. Rumpeln, schubsen, prügeln, beißen und kratzen auf dem Pausenhof und im Klassenzimmer, das gehörte für die beiden zur Tagesordnung. Kein Gespräch half. Irgendwann hatte die Klasse aber genug von der ewigen Streiterei. Viele glaubten, die einzige Lösung sei, wenn einer von den beiden verschwinden würde.
Doch die Klassenlehrerin war anderer Meinung. Sie setzte sich mit den Kindern in den Kreis und sagte sehr ernst: „So kann es nicht weitergehen. Der Streit macht die Klasse kaputt.“
Alle spürten, dass jetzt etwas Entscheidendes passieren würde. Die Lehrerin bat Jonas und Daniel, sich in der Mitte des Kreises mit einem Meter Abstand gegenüberzusetzen und sich genau anzuschauen. Die Klasse sollte still sein und die beiden in Gedanken mit guten Wünschen für eine friedliche Lösung begleiten. Dann wurden Jonas und Daniel gefragt, ob
sie bereit wären, einige Übungen genau zu befolgen. Sie nickten.
Zuerst sollten sie eine typische Tätigkeit des anderen nachahmen. Die beiden wären am liebsten abgehauen. Aber sie hatten zugestimmt und die Erwartung der ganzen Klasse hielt sie im Kreis. Jonas begann Daniel zu imitieren wie er als Linkshänder einen Text schrieb. Einige Kinder fingen an zu lachen. Nur die Anwesenheit der Lehrerin verhinderte, dass  Daniel sich wutentbrannt auf Jonas stürzte. Stattdessen parodierte er ihn, wie er seine Brille putzt und  sie umständlich wieder auf die Nase setzt. Wieder gab es ein paar Lacher.
Nun sollte jeder dem anderen sagen, was er gut an ihm findet. „Mir gefallen deine neuen Jeans“, brachte es Daniel schnell hinter sich. Jonas saß stumm und regungslos im Kreis bis ihm Tränen in die Augen traten und er ganz leise sagte: „Du hast ein sehr schönes Bild gemalt.“ Ab jetzt sollte die Klasse jeden Morgen einen Kreis um Jonas und Daniel bilden. Die beiden sollten sich die Hand geben und sich gegenseitig etwas Gutes für den Tag wünschen. Außerdem musste die Klasse darauf achten, dass die beiden sich in der Pause nicht zu nahe kamen.
So bekamen sie Woche für Woche neue Aufgaben. Sich gegenseitig auf diese Weise zu achten und sich zu versöhnen, das ist ihnen richtig schwer gefallen. Daniel und Jonas brauchten Zeit. Aber nach einem halben Jahr waren sie sogar in der Lage, gemeinsam ein Referat zu erarbeiten. Und heute? Heute sind sie Freunde. Übrigens: mehr solcher Erlebnisse finden Sie in Enja Riegels Buch, „Schule kann gelingen“.

Infos unter:

Erstellt am: 24.04.2012 09:20 Uhr

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