Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer,
Auf die Frage, was und wie wir beten sollen, hat Jesus ein Gebet genannt und zwar das Vaterunser. Das Vaterunser ist ein Gebet, das wir in allen Lebenslagen sprechen können. Ja selbst in der letzten Lebensphase, beim Sterben, ist dieses Gebet eine Hilfe, wie mich eine schwerkranke Patientin gelehrt hat, als sie zu mir bei einem meiner Besuche sagte: „Wenn ich das Vaterunser nicht mehr zusammenbringe, dann beten Sie es für mich.“
Von den sieben Bitten, die das Vaterunser enthält, ist wohl die dritte Bitte „dein Wille geschehe“ die schwerste.
Manchmal frage ich mich :Was ist, wenn dieser Wille etwas Schweres beinhaltet , etwas, wovor ich mich am meisten ängstige?
Von der hebräischen Ursprache her lässt sich diese Bitte auch übersetzen: „Dein Wille werde getan“. Damit ist zwar unsere Aktivität, unser Mitwirken angesprochen, aber auch in dieser Übersetzung wissen wir nicht, was Gottes Wille für uns bereithält, was je nach unserer Befindlichkeit Angst und Unruhe auslöst.
Gerade in dieser Ungewissheit, die Angst macht, gilt es, unser Vertrauen ganz auf Gott zu setzen und uns seinem Beistand anzuvertrauen.
Meister Eckhart schreibt dazu im Buch der Göttlichen Tröstung. „Es ist unmöglich, dass Gott irgend etwas denn Gutes wolle; und insonderheit gerade (daran und) dadurch, dass es Gott will, wird es und ist es notwendig gut und zugleich das Beste.“ In diesen Worten werden wir ermutigt, auch das Schwere anzunehmen und zu bejahen. Denn wenn es von Gott kommt, dann gibt er uns auch die Kraft, dass wir das Auferlegte tragen können. Ich möchte mit einer Liedstrophe aus dem Gesangbuch schließen, in dem das Gesagte nochmals zusammengefasst ist. Es ist eine Liedstrophe, die Trost spendet:
„Harre meine Seele, harre des Herrn! Alles ihm befehle, hilft er doch so gern.
Wenn alles bricht, Gott verlässt uns nicht. Größer als der Helfer ist die Not ja nicht!“
Helmut Müller, Pfarrer der Evangelischen Kirche Teneriffa Nord
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Erstellt am: 05.05.2012 06:00 Uhr