Zündfunke, Montag 14.05.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen guten Start in diese Woche Ihnen allen, liebe Schwestern und Brüder!
Haben Sie sich eigentlich schon mal Gedanken darüber gemacht, dass Höflichkeit kein Wert an sich ist, sondern dass diese etwas mit Nächstenliebe zu tun hat? Da stutzen Sie – nicht? Aber ein höflicher Mensch ist doch jemand, der achtsam mit dem Menschen umgeht, der ihm gerade begegnet, ihn respektiert – also hat das doch etwas mit Nächstenliebe zu tun – oder nicht?

Nehmen wir einfach mal die bekannte Situation an der Kasse im Supermarkt. Da leg ich meine Sachen aufs Band, die rollen nach vorne und werden von der Kassiererin oder dem Kassier über den Scanner gezogen. Dann wird mir gesagt, wie viel mein Einkauf kostet. Das geht ganz automatisch. Nur: Der Mensch, der da sitzt, ist nun weder ein Roboter, noch ein Automat. Es sitzt da ein Mensch und deshalb grüße ich ihn immer freundlich, wenn ich an der Reihe bin.
Mitunter schauen die Angestellten dann irritiert auf und lächeln verlegen. Ganz so, als ob sie sich schon dran gewöhnt hätten, wie Automaten zu funktionieren. Und ich hoffe nur, diese Frauen und Männer fühlen sich nicht so. Denn ich freue mich, dass sie kein Automat sind, so wie bei den Banken mit ihren Geldautomaten. Diese Frauen und Männer sind Geschöpfe Gottes, sein Ebenbild. Auch wenn sie bei der Arbeit sind und ich es vielleicht eilig habe – Zeit für einen Gruß gibt es doch immer. Und das lässt sich auf viele andere Bereiche ausdehnen, z.B. den Bus. Wie oft steigen da Menschen ein, stecken ihre Bonokarte in den Kasten oder legen schon abgezählt das Geld hin – ganz ohne Worte. Und der Busfahrer drückt dann den Schein in die Hand – ebenfalls ohne Worte – so, als ob sich zwei Automaten begegnen würden. Wenn dann noch zwei muffelige Menschen aufeinandertreffen – ein muffeliger Busfahrer und ein ebensolcher Fahrgast, dann bewegen sich da nicht mal ein paar Zähne. Aber muss das denn sein? Muffeligkeit ist doch kein Naturgesetz. Das geht auch anders.
Z.B. beim Briefträger, der uns immer die Post bringt. Anfangs hat er mir meist die Post nur in die Hand gedrückt und geschaut, dass er wieder von dannen zieht. Meinen Gruß hat er dabei nur halbherzig erwidert. Nun dachte ich, vielleicht liegt’s an unseren Hunden, die immer wie verrückt bellen, wenn er mit seinem Roller die Hofeinfahrt herauffährt. Deswegen habe ich ihn immer besonders freundlich gegrüßt und auch gefragt, wie es denn geht. Und nach ein paar Tagen konnte ich feststellen, wie er von sich aus immer freundlicher gegrüßt und einen guten Tag gewünscht hat.
Höflichkeit hat etwas mit Nächstenliebe zu tun. Und macht aus einem manchmal muffigen und sich vielleicht als Automat fühlenden Menschen, so richtig nette Zeitgenossen. Und das nicht nur beim Postbringen.

Infos unter:

Erstellt am: 14.05.2012 08:07 Uhr

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