Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
„Kann man denn im Himmel auch Fußball spielen?“ Das ist eine mehr als knifflige Frage, die in der Form mal dem Mainzer Kardinal Hermann Volk, dem Vorgänger von Kardinal Lehmann, im Religionsunterricht gestellt wurde. Das Thema des Unterrichts lautete: Die Herrlichkeit des Himmels. Und als junger Pfarrer malte Volk den Schülern das ewige Leben in den schillerndsten und leuchtendsten Farben aus. Eben da meldete sich ganz aufgeregt ein Junge zu Wort und fragte mit sehr ernstem Gesicht: „Kann man im Himmel auch Fußball spielen?“
Eine Ewigkeit ohne Fußball – das war für diesen Jungen – und seien wir ehrlich – das ist wohl auch für viele fußballbegeisterte Erwachsene unter uns – völlig undenkbar oder nur schwer vorstellbar. Also antwortete der junge Pfarrer: „Wenn es zu deiner Seligkeit notwendig ist, kannst du da sicherlich auch Fußball spielen.“ Und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: „Ich weiß aber nicht, ob du es dann überhaupt noch willst.“
Viele Menschen überlegen ja, wie es denn aussehen könnte – das Leben nach dem Tod. Wie wird es da zugehen, wie wird es da sein? Ist ein solches Leben überhaupt erstrebenswert? Viele Gottesdienstbesucher klagen mir immer wieder, dass darüber in der Verkündigung viel zu wenig gesprochen wird. Früher, ja früher, da wurden Himmel, Hölle und Fegfeuer noch in ganz drastischen Worten und noch dramatischeren Bildern geschildert. Und ich muss ehrlicherweise gestehen, ich bin heilfroh, dass die Kirche auf diesem Wege doch viel zurückhaltender geworden ist. Denn wir Christen haben nun mal keine exklusiven Informationen darüber, wie es im Jenseits aussieht. Schon der Apostel Paulus meinte ja in seinem ersten Brief an die Korinther: „Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse; dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.“
Es genügt für mich vollkommen, dass wir seit der Auferweckung Jesu davon ausgehen dürfen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Er ist keine Sackgasse, sondern vielmehr ein Durchgang in die unmittelbare Gegenwart Gottes. „Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen…“, schreibt Paulus weiter. Bei Gott sein, das wird alle Erwartungen übertreffen. Über das Wie des Himmels muss ich mir keine Gedanken machen – ich muss mich nur auf das Hier und Heute konzentrieren. Und da gibt es wahrhaftig genug zu tun, wenn es „wie im Himmel, so auch auf Erden“ zugehen soll. Vielleicht ist dieses Freiwerden für die Aufgaben der Welt das größte Geschenk, das wir Ostern zu verdanken haben.
Infos unter:
Erstellt am: 19.05.2012 18:25 Uhr
