Gemeindereferentin Andrea Bolz
Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
„Mein Wesen ist Feuer.“ Dieser Satz stammt von der Heiligen Katharina, deren Gedenktag wir heute feiern. Mich fasziniert sie, immer wieder aufs Neue. Im Jahre 1347 wurde sie als 23. Kind eines Wollfärbers im italienischen Siena geboren. Wir können uns heute wohl nur noch schwerlich vorstellen, was diese Tatsache – das 23. Kind – für die Eltern bedeutete. Man weiß nur, dass es früh zu einem heftigen Konflikt zwischen Eltern und Tochter kam, weil diese ein strengeres Christentum vertrat als ihre Eltern.
Mit außergewöhnlichen Fähigkeiten begabt, sah Katharina den schrecklichen Verfall der Kirche ihrer Zeit. Über den Klerus urteilte sie folgendes: „Ihr Säulen der Kirche seid schwächer geworden als Strohhalme; keine Blumen seid ihr, die Düfte ausströmen, sondern Gestank, denn die ganze Welt habt ihr verpestet.“ Diese harte Kritik übte sie, weil sie die Kirche liebte.
Sie konnte sich ebenfalls nicht damit abfinden, dass die Päpste damals im französischen Avignon residierten. Nach vielen vergeblichen Briefen reiste sie selbst nach Avignon. Papst Gregor XI. ließ sie 10 Tage warten, bis er sie empfing. Er versuchte sie zu beschwichtigen, doch Katharina ließ nicht locker.
Tatsächlich kehrte der Papst nach Rom zurück, aber zum großen Leidwesen Katharinas mit einem Heer von Soldaten. Katharina wollte einen Friedenspapst, keinen Heerführer. In den damals zerstrittenen Städten Italiens trat Katharina deshalb umso unermüdlicher als Friedensstifterin auf.
Ihr Ziel erreichte sie allerdings nicht. Sie wurde als ein naives Mädchen abgestempelt, das von Politik ja eh nichts verstand. Das war damals so wirksam wie heute. Katharina ließ das unbeeindruckt. Sie entlarvte, was andere als hohe Politik ausgaben.
Nathan Söderblom, ein schwedischer Religionsgeschichtler, sagte: „Heilige sind Menschen, durch die es den Anderen leichter wird, an Gott zu glauben.“ Katharina gehört genau zu dieser Art von Heiligen, denn ihr Wesen war offen, sie spürte das gewisse Feuer in sich, für das es sich zu kämpfen lohnt. Sie war glaubwürdig, weil sie lebte, was sie sagte. Sie kritisierte, weil sie liebte. Solche Menschen faszinieren – damals wie heute.
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Erstellt am: 29.05.2012 08:25 Uhr
