Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen guten Start in diese neue Woche wünsche ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder! Gestern haben wir das Fest gefeiert, welches uns Christen den Spott eingebracht hat, wir seien die, die die nicht wissen, ob sie nun an drei Götter oder nur an einen Gott glauben. Schon komisch – nicht? Da hat man nun vor langer Zeit den christlichen Glauben auf eine – scheinbar – einfache Formel gebracht: Wir glauben an einen Gott in drei Personen.
Aber genau diese Formel erweist sich mehr als verwirrend. Eins = drei? Einer mit drei Köpfen? Oder sind es drei, die sich einig sind? Es scheint, als sei Gott nun mal eben nicht so einfach auf eine Formel zu bringen. Trotzdem brauchen wir aber genau diese, wenn wir als eine Gemeinschaft von Glaubenden ein gemeinsames Bekenntnis zum Ausdruck bringen wollen. Nur: über Gott „Bescheid wissen“, das geht nicht so einfach. Er ist und bleibt für uns ein Geheimnis. Ein Geheimnis, dem wir zwar auf der Spur sind und das uns Jesus Christus ein großes Stück näher gebracht hat – aber: es bleibt ein Geheimnis. Was Menschen mit dem Wort „Gott“ meinen, das kann man ab und zu erahnen, vielleicht auch erfahren, indem man über ihn nachdenkt. Aber nie wird man es erfassen, begreifen.
So interessant diese alte Glaubensformel ist, sie enthält natürlich auch viele Fragen. Zuerst einmal sagt mir die Formel vom dreieinen Gott: Du wirst mit Gott nicht fertig. Es hat Jahrhunderte gedauert, bis sich die Gelehrten der jungen Kirche einig waren, wie sie den Glauben in Worte fassen sollen. Da war der uralte Glaube Israels an den einen Gott. Aber die Erfahrungen mit ihm waren sehr widersprüchlich. Zärtlich wie eine Mutter, eifersüchtig wie ein besitzergreifender Ehemann, brutal wie ein Kriegsherr, der alles niedermetzelt und der dann doch wieder voller Mitleid mit den Geschundenen ist. Ein Gott – hin und hergerissen zwischen Zorn und leidenschaftlicher Liebe.
Dann war da die neue Erfahrung mit Jesus von Nazareth. So überwältigend eigentlich, dass sie die ersten christlichen Schriftsteller zu der Aussage provozierte: „Jesus war Gottes Sohn. In ihm ist Gott Mensch geworden.“ Und dann doch auch: Dieser Jesus hat zu Gott gebetet. Und dann erst die Erfahrung, die die junge Kirche nach Tod und Auferstehung Jesu machte: Jesus lebt unter uns. Sein Geist wirkt in uns. Er verwandelt uns und gibt uns Mut und Kraft, so wie Jesus zu handeln. Diese grundlegenden Erfahrungen führten nach langem Nachdenken und viel Streit zu der Glaubensformel: Der eine Gott begegnet uns als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Und doch gilt auch: Bei allem, was wir aus der Bibel wissen und trotz aller persönlicher Erfahrung: wir können nicht über Gott verfügen, nicht 100%ig sagen, wie er letztlich wirklich ist – denn sonst wäre er nicht mehr Gott.
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Erstellt am: 04.06.2012 17:46 Uhr
