Zündfunke, Donnerstag 07.06.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Fronleichnam: Heute geht die Kirche in vielen Ländern des deutschsprachigen Raumes wieder in ihrer ganzen Pracht auf die Straße. In katholischen Dörfern ist alles auf den Beinen, denn überall, wo die Fronleichnamsprozession hinkommt, wird geschmückt. Die Vereine legen prächtige Blumenteppiche.
Die Häuser am Prozessionsweg werden mit Kerzen, Heiligenfiguren, Girlanden und Fahnen geschmückt. Kinder sammeln Blumen, um sie später bei der Prozession zu streuen. Der Mesner legt dem Pfarrer besondere Gewänder bereit, holt die Monstranz aus dem Tresor und zündet Kohle für das Weihrauchfass an. Die Feuerwehr sperrt die Straßen und leitet den Verkehr um. Musikkapelle und Kirchenchor spielen oder singen sich ein. Heute steht die katholische Kirche im Interesse der Medien, am Sonntag ist dies in den spanischen Gemeinden der Fall. Auch wenn es jedes Jahr dasselbe ist, Rundfunk und Presse berichten von den Fronleichnamsprozessionen.
Immer wieder frage ich mich, wie denn dieses Schauspiel auf Außenstehende wirkt. Manche mögen es als altes Brauchtum schätzen, als Touristenattraktion vielleicht sogar. Andere lächeln vielleicht über die alte Kirche, die immer noch in Glanz und Gloria einherschreitet, obwohl sie doch ihre Macht schon längst eingebüßt hat. Und manche vermissen vielleicht die Botschaft dieser Demonstration, die so ganz ohne Transparente auskommt. Wozu eigentlich der ganze Aufwand? Im Mittelpunkt des Festes steht ein kleines Stück Brot. In der Monstranz, einem kostbaren Zeigegefäß wird es durch die Straßen getragen. Und alles geschieht, um dieses Stück Brot zu ehren. Wir Katholiken verehren in diesem Brot Gott selbst. Den Unnahbaren, Unsichtbaren, den Unaussprechlichen, der uns doch – so glauben wir – im Menschen Jesus von Nazareth nahe gekommen ist. Und das nicht nur ein kurzes Menschenleben lang, sondern für alle Zeiten im Zeichen dieses Brotes, von dem Jesus selbst gesagt hat: „Das ist mein Leib.“ Und: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Wir glauben, dass Gott in jedem von uns wohnt. Wir glauben, dass Gott selbst den maßlosen Hunger unserer Seele stillen will. Gerade weil uns immer wieder das Gefühl beschleicht, von Gott verlassen zu sein, zeigt dieses Brot geradezu materiell, dass er da ist an jedem Tag unseres Lebens, in allen Lebenslagen. Darüber kann man den Kopf schütteln oder man muss sich davor verbeugen. Der ganze Pomp der Fronleichnamsprozession ist eigentlich eine einzige Verbeugung vor diesem Geheimnis – mit allen Mitteln.

Infos unter:

Erstellt am: 07.06.2012 08:08 Uhr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert